Skat-Strategien: Ass-Unterzug

CarloPedersoli, 01. November 2009, um 12:37

Hallo, Stubenhocker.

Ich habe das Buch "Gläserne Karten" von Manfred Quambusch gelesen. Das hat bei mir Fragen aufgeworfen die ich gerne hier zur Diskussion stellen möchte.

Ein Farbspiel, ganz normale Kartenverteilung.

Ich sitze in Vorhand, mein Mitspieler in Mittelhand, der Alleinspieler in Hinterhand.

In einer Farbe habe ich Ass, 9, 7.

Dem Buch zufolge wäre es eine gute Wahl diese Farbe mit einem Ass-Unterzug, also der 7, zu eröffnen. Um erstens meinen Mitspieler in Vorhand zu bringen und zweitens nicht zu riskieren ihm eine 10 blank zu spielen zu der dann der Alleinspieler das passende Ass hat.

1. Frage: Stimmt es das in Skatrunden auf hohem Niveau das Auspielen der 7 in der oben geschilderten Situation dem Mitspieler in Mittelhand SIGNALISIERT das ich selbst das Ass halte? Wird er seine 10, so er sie denn hat, in den Stich legen?

2. Frage: Falls ja, macht es trotzdem Sinn die Farbe unter dem eigenen Ass zu eröffnen wenn ich davon ausgehe das mein Mitspieler nicht auf dieses "Signal" reagieren wird, weil er davon noch nie gehört hat? Oder sollte ich dann lieber das Ass ziehen?

Bin gespannt auf eure Meinung.

Gruß, Andre.

Ex-Stubenhocker #186, 01. November 2009, um 13:55

Ein interessantes Problem. Ich seh die Sache weniger technisch als eben von der menschlichen Seite, da ich ja beim Realskat mit Spielern verschiedenstem Niveau spiele, oft mit solchen, deren Niveau (zumindestens im theoretisch - analytischem Bereich) weit über meinem liegt.

Antworten aus meiner Erfahrung:

1. Es stimmt.

2. Es bringt immer mehr, sich für den Spielzug zu entscheiden, der aufgrund der Konstellation der eigenen Karten (Anzahl der Schmierkarten, trumpfstarker und trumpfschwacher Spieler) für die Variante zu entscheiden und die nachher ggf. zu vertreten, also mit den eigenen Karten zu spielen als das Spiel auf Hypothesen über die Spielstärke des Partners aufzubauen.

Oder einfacher: Wenn der Spielzug in der konkreten Situation falsch ist, dann ist er falsch, und nicht der Partner ist schuld, weil er falsch reagiert hat.

Ist jedenfalls meine Meinung!

LieberTeufel40, 01. November 2009, um 14:32

Hallo Andre!
Ich muss da leider John wiedersprechen. Es stimmt nicht.

1. In Hinterhand zum Gegenspieler spielt man eine kurze Farbe.

2. Wenn natürlich Ass 9 und 7 kurz ist, würde ich das Ass spielen.

Falls Dein Mitspieler 10 und noch was dabei hat, kann er entscheiden was er macht. Legt er 10 und Gs hat Herz sinds 21 Augen. Legt er was anderes sinds max. 15 oder nur 11. wenn der GS trumpft.
Man kann doch nicht in Mittelhand davon ausgehn, dass wenn Vorhand 7 spielt, er dann auch das Ass hat. Und deshalb die 10 legen.
Wahrscheinlicher ist, das er nur die 7 hat und seine kurze Farbe spielt. Wie es auch richtig wäre.

Ich weiss nicht, in welchem Stadium des lernens Du bist (man lernt nie aus) aber ein Tipp von mir:
Setze Dich real mit 2 "Alten Hasen" an einen Tisch, spielt Skat und redet darüber warum ein Spiel verloren oder gewonnen wurde.
Wir machen das heute noch 2 Stunden pro Woche. Obwohl wir alle 4 , schon mehr als 30 Jahre Skat spielen.

Ex-Stubenhocker #186, 01. November 2009, um 14:44

So kann es gehen.

Genau dadurch, dass du mir widersprichst in Punkt 1, gibst du mir in Punkt 2 vollkommen Recht :-)

Fazit: Jeder ist, wenn man schon über Fehler oder besser alternative Spielweisen nachtarocken will, für seine Spielzüge verantwortlich, und Spekulationen "der hat kurz gespielt, weil ......." oder "der hat bestimmt unterm Ass gespielt, weil man das in seiner Spielklasse so macht" sind mit Vorsicht zu betrachten.

LieberTeufel40, 01. November 2009, um 14:50

Natürlich hast Du bei Punkt 2 recht. Hatte reagiert auf Punkt eins um zu verhindern, dass Andre demnächst immer dann wenn er Ass 9 7 hat, die 7 ausspielt obwohl was anderes besser wäre.

Ex-Stubenhocker #186, 01. November 2009, um 15:09

oki, dann ist ja alles klar. Vielleicht variiere ich meine Aussage zu Punkt 1 der Deutlichkeit halber:

Ja, es stimmt, dass in manchen Skatkreisen höherer Qualität Spieler erwarten, dass der Ausspieler durch die 7 das eigene Ass signalisiert und sie dann mit Recht mit der 10 draufgehen können und sollen. Und umgekehrt: in manchen dieser Kreise wird ein Ausspieler die 7 spielen, weil er erwartet, dass sein GS das Signal versteht und mit der 10 draufgeht.

Da aber nicht auf der Stirn eines Spielers steht, dass er zu diesen Kreisen gehört, hilft das alles wenig und damit ist über die Wirksamkeit dieses Ratschlages alles gesagt.

CarloPedersoli, 01. November 2009, um 15:40
zuletzt bearbeitet am 01. November 2009, um 15:49

Danke John.

An LieberTeufel,

so kannte ich das auch bisher.

Ich spiele mit möglichst vielen guten Spielern Realskat um, wie von dir empfohlen, Hinweise zu bekommen.

Aber es ist so das die Hinweise die ich sammle, und versuche zu einem ganzen zusammen zu setzen, sich sehr häufig wiedersprechen.

Darum habe ich diese Diskussion gestartet um möglichst viele Meinungen zu hören.

Die von dir beschriebene Spielweise ist auch die, die mir am häufigsten empfohlen wird, und deine hohe Dollarzahl spricht für sich. Ist auf jeden Fall schon mal ein sehr wertvoller Hinweis für mich, vielen Dank.

Ex-Stubenhocker #3295, 01. November 2009, um 15:54

Den AS im MH zu haben und wenn es geht zu halten ist in der tat ein gutes Mittel ihm ein Spiel um zu biegen. Das bringen und halten jedoch soll aber nicht um jeden Preis geschehen. Es gibt vielleicht noch andere Wege und/oder Spielzüge das Ziel zu erreichen, wobei es sogar manchmal Wege gibt den AS zur Fall zu bringen ohne ihn im MH gehabt zu haben.

LieberTeufel40, 01. November 2009, um 15:57

Mitspieler in Mittelhand ist richtig. Das ist immer gut. Ohne 10 blank zu spielen ist auch richtig.
Spiele besser Dir selber eine 10 blank als eventuell Deinem Mitspieler. Es gibt beim Skat einige Regeln, einige passen bei 95% andere bei nur 50% der Spiele und einige sind absoluter Bullshit.
Ich stelle grade fest, dass ich ein Trottel bin. Ich gebe Dir hier Tipps und heut abend zockst Du ich ab. Tztztztz ;-)))

CarloPedersoli, 01. November 2009, um 16:05

An LieberTeufel,

ein schöner Traum. Aber wenn ich aufwache sind meine Dollar futsch und du schon wieder eine Ecke reicher :-) .

Ich hatte am Anfang geglaubt wenn ich nur genügend Theorie büffele dann kann ich schnell gut werden, Pustekuchen.

Aber das macht nichts, es macht Spaß zu gewinnen, und es ist oft lehrreich gegen gute Spieler zu verlieren.

sprachlos, 01. November 2009, um 16:18
zuletzt bearbeitet am 01. November 2009, um 16:21

@andre

du spielst immer mit 2 anderen,
die karten sind nur die halbe wahrheit.
musst deine mitspieler schon zu "lesen"
versuchen.
sonst hilft dir die ganze theorie nicht.

mfg lothar

ps wenn mein mitspieler das buch auch gelesen hat...

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