Unterhaltung: Gendern

Petor, 05. Oktober 2022, um 13:30
zuletzt bearbeitet am 05. Oktober 2022, um 16:16

"Der Kunde", z.B. im Autohaus, war ja vor nicht allzu langer Zeit vor allem männlich, da Frauen sich grösstenteils keine Autos leisten konnten oder innerhalb der Familie nicht für die grossen Ausgaben zuständig waren. Diskriminierung hin oder, das Maskulinum war - wie gesagt grösstenteils - inhaltlich korrekt. Das ist eben heute nicht mehr (ganz) so und "der Kunde" zu sagen, ist in den meisten Fällen schlichtweg einfach falsch.
Anders natürlich bei Pfizer. Da kann man korrekterweise davon Reden, das Viagra an den Mann ("den Kunden") bringen zu wollen.

JohnJohn, 05. Oktober 2022, um 17:13
zuletzt bearbeitet am 05. Oktober 2022, um 17:17

Cabeza, auf den ersten Blick wollte ich dir gleich absolut Recht geben. Natürlich meinst du nicht das Ansprechen an sich - dafür gibt es ja Namen - sondern das über jemand sprechen.
Ich kann mir nun eine Situation vorstellen: Eine vielleicht etwas "altbackend" wirkende Lehrerin will mit Kollegen über einen Besuch in der Sprechstunde reden. Sie kennt die Meinung einiger männlicher Kollegen und vermeidet durch die "geschlechtslose" Bezeichnung bestimmte Kommentare.

Umgekehrt ist das bei einem "Macho" ebenfalls vorstellbar. Und die Benennung "da war ein Vater bei mir" oder eben "eine Mutter" würde in diesem - natürlich konstruiert wirkenden - Fällen die gleiche Wirkung erzielen.

Wenn man das Gendern wirklich sinnvoll anwenden will, dann sollte man sich darauf beschränken, mit ihm echte oder wenigstens mögliche Diskriminierungen zu vermeiden und nicht sich am Rande der Lächerlichkeit zu bewegen.

catchup, 17. Oktober 2022, um 17:57

Der Mordende ist immer der Gärtnernde.

Anatevka, 18. Oktober 2022, um 00:59

Klar gibts Elter .Why not? ein Elter - beide Eltern

SoSick, 06. November 2022, um 14:30
zuletzt bearbeitet am 06. November 2022, um 14:31

@Kartenvernichter
tatsächlich würde ich dir hier zustimmen, ich habe auch bei dem Wort Ärzte nie direkt an Männer gedacht (irgendwie dumm blind naiv von mir) sondern immer nur an eine Berufsgruppe
allerdings verstehe ich auch Ärztinnen die das nicht so toll finden, da es ja tatsächliche eine weibliche Form des Wortes gibt wir diese allerdings teilweise unterschlagen. Daher versuche ich, selbst wenn es mir schwer fällt, darauf zu achten und nutze in den meisten Fällen Wörter wie eben die von John vorgeschlagenen. Was ich allerdings müßig finde ist diese Geschichte mit den Pronomen
Woher zum Teufel soll ich wissen das ich jetzt mit einer Bzw einem them anstelle einer sie oder eines Ihms spreche… verrückt auf was man so alles achten soll 😅

Kostya247, 12. Mai 2023, um 11:30

Natürlich denkt niemand beim Wort "Ärzte" ausschließlich an Männer. Das Problem ist, daß sich bei der Debatte selten einer die Mühe macht, ein Wörterbuch aufzuschlagen, schließlich sind "die Ärzte" oder "die Lehrer" in erster Linie die Bezeichnung einer Berufsgruppe (vgl. Duden, DWDS etc.), und nicht explizit nur der männliche Teil der Ärzteschaft.
Auch komisch, daß dieses Problem hauptsächlich in der deutschen Sprache vorkommt, z. B. im Russischen gibt es das Problem nicht, obwohl die Sprache in der Hinsicht nicht groß anders funktioniert.
Ist dementsprechend wahrscheinlich tatsächlich ne Kopfsache, das ganze Problem.

Cabeza_Doble, 12. Mai 2023, um 23:41

Ich denk bei "die Ärzte" ja eher an ne coole Band.

Rolfl55, 13. Mai 2023, um 00:38

🤔
wenn ich mir das hier so durchlese, bin ich zum 1. mal wirklich froh, dass ich richtige probleme habe, über die ich mir gedanken machen muss

Spielerin1962, 13. Mai 2023, um 09:19
zuletzt bearbeitet am 13. Mai 2023, um 09:19

Ich steh dem gendern auch etwas fragend gegenüber.

Meine Hoffnung war jedoch, vielleicht bringt es ja ein kleines Stück der Gleichberechtigung näher. Klingt zwar immer noch komisch, wenn die ich zum Beispiel Ärtz- innen höre... aber was solls...

Jetzt schreibt Kostya247, dass es in Russland wohl die weibliche und männliche Form in den Bezeichnungen zu finden ist.
...Grade sinkt meine Hoffnung, dass die Genderei der Gleichberechtigung dient.
Oder habe ich vielleicht die Frauenpower der russischen Frauen noch nicht auf dem Schirm?

Kostya247, würde mich echt mal interessieren, wie du es siehst, in Bezug auf Russland.

Ex-Stubenhocker #144760, 13. Mai 2023, um 20:08
zuletzt bearbeitet am 13. Mai 2023, um 20:10

ich muss grad an nen kunden denken,ein relativ junger mann ,der immer in der dritten form mit mir redet: hat sie heute schon die nachrichten gehört? kann sie mich heute zum fahrradladen fahren?
schon ziemlich strange... wäre für mich in dem fall dann auch kein unterschied , wenn er sagen würde: hat es heute schon die nachrichten gehört^^

Kartenvernichter, 13. Mai 2023, um 22:48

Frage mich gerade, wenn die Fleischreifachverkäuferin fragt, der Nächste bitte, und es stehen da nur Frauen…meldet sich dann niemand?

Und wer hier Egoismus, Emphatilosigkeit o.ä. vorwirft…bin ich gerne. Ich kann und will mir keine Gedanken machen, ob ich irgendwen mit irgendeiner Äußerung, völlig egal welcher Art, irgendwie auf die Füße trete. Deswegen ist es mir in der Regel auch völlig egal wer was zu mir sagt. Die Personen, die mir wichtig sind, kann man an vier Händen abzählen. Manchmal entfernt sich jemand aus dem elitären Kreis, manchmal stößt jemand hinzu. Das ist der Lauf des Lebens.

Ich kann und will nicht jedem Gefallen. Das Leid der Welt muss auf anderen Buckeln geschultert werden.

Kostya247, 16. Mai 2023, um 13:06

Ich würde sagen, der springende Punkt ist hier in Rußland der, daß es hier tatsächlich wichtigere Probleme gibt, als eine Gendersprache, z. B. geringere Löhne und Renten, Korruption, Alkoholimus usw. (auch wenn die in den vergangen Jahren stark zurückgegangen sind). Wenn jemand sich in Rußland für Feminitive stark macht, was ohnehin schon kaum jemand macht, so sind das fast ausschließlich junge Menschen, auf die der ganze scheintolerante Spaß "aus dem Westen" herüberschwappt. Und auch da muß gesagt werden, denen hört hier keiner zu, ganz anders als in Deutschland))

Cabeza_Doble, 16. Mai 2023, um 15:04
zuletzt bearbeitet am 16. Mai 2023, um 15:13

Und DAS sind Deiner Meinung nach wirklich die Hauptprobleme in Russland? Ist es nicht eher der Krieg gegen die Ukraine, der von Eurem Land begonnen wurde? Sind es nicht die Menschenrechtsverletzungen und willkürlichen Verhaftungen? Und ist es nicht vor allem Putin persönlich, der sich immer mehr als Tyrann gebärdet?
Nun gut, dagen ist das Gendern wirklich Popelkram.

stelto, 16. Mai 2023, um 15:45
zuletzt bearbeitet am 16. Mai 2023, um 16:33

😂😂😂unglaublich kostya

Spielerin1962, 16. Mai 2023, um 18:55

Die Absicht meiner Frage, bezog sich auf das gendern.

Kostya247, schon mal Danke für deine Antwort. Ich denke ja gerne so rum und wusste nicht, wie ich die Frauenpower in Russland einschätzen darf.
Ein kleiner naiver Hoffungsschimmer keimte sogar in mir auf und wir würden vielleicht sogar etwas entdecken, was im Fernsehen nicht zu sehen ist.

Kostya247, du schreibst, " z. B. im Russischen gibt es das Problem nicht, obwohl die Sprache in der Hinsicht nicht groß anders funktioniert."
Wenn ich dich richtig verstanden habe, sind da die Berufsbezeichnungen für Männleins und Weibleins gleich...ist das richtig?

Dann würde uns eventuell eine Analyse ... wie beeinflusst die Sprache die Gleichberechtigung... ein Stück weiter bringen.

Du schreibst dazu, ..."Wenn jemand sich in Rußland für Feminitive stark macht, was ohnehin schon kaum jemand macht, so sind das fast ausschließlich junge Menschen, ...

Zumindest in Russland scheint die Sprache somit kein großes Umdenken zu bewirken.
Ich kann mir gut vorstellen, wenn es um den Existenzkampf jedes Einzelnen, auf verschiedenen Ebenen geht, kann man eine Gleichberechtigung wenig spüren. Die Macht der Sprache ist somit eher geringer, in dem Fall. zu bewerten.

Bleibt vielleicht trotzdem die Hoffnung, dass es in weniger autoritären Staaten, eine Gleichberechtigung, durch die Sprache, stärker macht.
Insgesamt vermute ich, dass die Sprache eher ein schwaches Mittel ist, um ans Ziel zu kommen.
Wie seht ihr das?

Kostya247, 16. Mai 2023, um 19:09

Also, Cabeza, von meinem Land (=Deutschland), wurde seit 1939 kein Krieg mehr begonnen. Andererseits: ja, die Sachen, die du nanntest, sind für den Durchschnittsbürger sehr viel weniger präsent, als die Probleme, die ich nannte. Ginge dir genause: wenn du Überstunden arbeiten mußt, damit das Geld langt, ist dir ziemlich egal, wenn in deiner Stadt vielleicht einmal im Jahr ein paar Demonstranten festgenommen werden, die übrigens auch nicht zwingend danach hinter Gitter kommen, sondern einfach nur wegen Terrorverdachts für den Zeitpunkt aus dem Verkehr gezogen wurden. Glaub mir, von den innenpolitischen Problemen hab ich hier einen besseren Überblick)

Kostya247, 16. Mai 2023, um 19:36

Spielerin1962, im Russischen gibt es, wie im Deutschen, sowohl männliche, als auch weibliche Berufsbezeichnungen, wobei aber a) die weiblichen seltener benutzt werden (da gibt es Gründe für, anderseits aber auch einen Aufwärtstrend, ist übrigens ein Projekt aus Sowjetzeiten), und b) die Pluralform der Berufsbezeichnung, auch wie im Deutschen, von der männlichen Form gebildet wird. Einfach nur, um mich präziser auszudrücken und eventuelle Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen)
Daraus zu schließen, daß Sprache ein schwaches Mittel ist, um das Denken von Menschen zu beeinflussen, halte ich für einen Trugschluß. Sprache ist sehr mächtig, allerdings büßt sie ihre Macht ein, wenn sie sich nicht aus sich heraus weiterentwickelt, sondern modifiziert wird, beispielsweise durch Verbote von bestimmten Wörtern oder durch Richtlinien, welche Wörter benutzt werden müssen. Des Weiteren denke ich, daß Kampfbegriffe, die heutzutage immer häufiger benutzt werden, die Sprache polarisieren und sozusagen ihr die Vielfalt nehmen. Außerdem bewirkt ja genau so eine Polarisierung der Sprache, daß man aufhört, einander zuzuhören.
Wahrscheinlich also ist es in der russischen Sprache gar nicht nötig, eine solche Genderkampanie durchzuführen, da die Frau seit der Sowjetunion ziemlich emanzipiert ist und deswegen ein solches Gezanke um bestimmte Wörter nicht nötig ist.

Spielerin1962, 17. Mai 2023, um 01:08

Kostya247, da habe ich deine Aussage über die russische Sprache, falsch interpretiert.
Gut, dass du es aufklären konntest.
Zum Nachdenken brachte mich auch dein Text über deine Äußerung, dass sich die Sprache aus sich heraus entwickeln soll und wir uns dann besser zuhören könnten.
Da kam mir gleich die Beschimpfungen über die "Covidioten" in den Sinn. Als könnte ich erwarten, dass ich jemanden mit "Idiot" ansprechen und dann mein Anliegen unterstützt haben will. 😕 Viele Politiker machten es vor und ein großer Teil der Bevölkerung steigerte sich ungehindert mit rein. Jetzt sind es die "Putinversteher" und vorher waren es die "Gutmenschen" die asylsuchende Menschen unterstützten... obwohl die Unterstützung politisch damals gewollt war...
Ja, da bleibt das Zuhören ganz schön auf der Strecke.
Als hätten wir eine Schere im Kopf, Klappe zu, Affe tot.

Woher kommt denn diese Schere?
Zumindest nagele ich hier keinen an die Wand, der hier etwas schräges schreibt. Versuche ich wenigstens.... 😉

Cabeza_Doble, 17. Mai 2023, um 08:04
zuletzt bearbeitet am 17. Mai 2023, um 08:05

Kostya
Da Du Dich in mehreren Beiträgen sehr intensiv mit Russland und russischen Denkweisen beschäftigt hast, habe ich Dich fälschlicherweise für einen Russen gehalten. Tut mir leid. Wird nicht wieder vorkommen. Aber bei all dem anderen, was ich in meinem Beitrag geschrieben habe, bleibe ich.
In allererster Linie sollen die russischen Soldaten endlich aus der Ukraine verschwinden.

Kostya247, 17. Mai 2023, um 09:54

Spielerin1962, genau das meinte ich, Sprache bleibt nur solange ein mächtiges Werkzeug, wie man einander zuhört. Allerdings fällt das gerade heutzutage besonders schwer. Aber wenn die Argumente nicht reichen, muß man eben auf Emotionen bauen, ansonsten hat man gleich verloren))
Wozu das nur nutzen soll ist die nächste Frage....
Cabeza, alles gut, ist auch irreführend geschrieben von meiner Seite. Ich wohne das dritte Jahr in Rußland, da ich hier Philologie studiere. Ich gebe dir insofern recht, daß auf beiden Seiten Menschen unnötigerweise sterben, und der Krieg möglichst schnell beendet werden sollte. Nur will keiner dem anderen zuhören bzw. auf den anderen eingehen, wo wir wieder beim Thema der Sprache wären. Alle anderen innen- und außenpolitischen Fragen dürften dann aber in ein anderes Forum gehören)

Pitti_Platsch, 17. Mai 2023, um 10:41
zuletzt bearbeitet am 17. Mai 2023, um 11:49

... Sprache entwickelt sich stetig aus der Gesellschaft heraus.
Künstliche Formen der Sprachgestaltung sind dem Menschen oft ein Argwohn und schaffen es dennoch in einer Debatte zu verbleiben.
Beim Gendern wird versucht die gängige Ausdrucksweise im Sinn der Gleichberechtigung zu erweitern.
Beim "Verenglischen" der deutschen Sprache ist es genau umgekehrt. Da werden Zielgerichtete Wörter aufgeweicht um danach eine Mehrdeutigkeit für nur 1 Wort zu erlangen.
Im übrigen gibt es keine innerpolitischen Probleme.
Die Politik benennt Sprachwissenschaftlich lediglich Angelegenheiten, smile

Ex-Stubenhocker #182484, 20. Mai 2023, um 14:45
Dieser Eintrag wurde entfernt.

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