Unterhaltung: "Moral"

Ex-Stubenhocker #186, 22. April 2014, um 13:35

Aber irgendwann waren "richtig" und "falsch", "besser" und
"schlechter" dann wieder so übermächtig, daß der kleine Nenner einer
gemeinsam entwickelten Moral über Bord geworfen wurde. Die Frage nach
"Schuld" wurde dann wohl doch wichtiger..."

Wenn du das so gelesen, bzw. aufgefasst oder interpretiert hast, so ist es doch nun eine dankenswerte Aufgabe für dich, diesen kleinen Nenner wieder an Bord zurückzuholen. Ich selbst habe ihn vermutlich beim Mitdiskutieren untergehen lassen. Was in der deutschen Sprache nach meiner Überzeugung als überflüssiges Wort längst über Bord gehört, ist "Schuld".

Ex-Stubenhocker #150923, 22. April 2014, um 13:44

Es gab eine eindeutige Stelle ,an der alles kippte.
Das hat auch nichts mehr ,mit anderen Meinungen zu tun, denn die wurden ja vorher auch geäußert .

Ex-Stubenhocker #186, 22. April 2014, um 13:57

Ich hab nochmal alles überflogen, zwar keine eindeutige Stelle gefunden, aber mehrere, die einen sinnvollen Verlauf eindeutig bremsten. Allerdings sollten Menschen, die an einer ernsthaften Diskussion interessiert sind, hier im Forum genauso in der Lage sein, die Diskussionen trotzdem weiterzuführen, wie sie es in einer Wirtschaft sind, wenn ein, evtl. Besoffener, permanent uninteressantes Zeug dazwischen quatscht. Sogar leichter, weil man ja auf ihn nicht reagieren muss.

wolfsschnauze, 22. April 2014, um 14:01

Wenn ich mir anmaße, daß die von mir geäußerte Sichtweise die "richtige" ist und ich daraus folgend der Meinung wäre, daß ich nunmehr "das Recht hätte" in dieser Diskussion die Aufgabe zu übernehmen, den kleinen Nenner einer von mir für "richtig" befundenen Moral zurückzuholen, hätte ich mich bereits so tief in die Rechthaberei verstrickt, daß ich per se völlig ungeeignet wäre, meine diesbezügliche Moralvorstellung anderen aufzuzwingen :-)

Das hat ja 6 Seiten lang nur funktioniert, weil die Teilnehmer dies von sich aus taten. Das alte Dilemma: es liegt an jedem selbst, was alle daraus machen...

Nun habe ich (wenn diese These überhaupt jemals richtig war :-)) endgültig den Boden einer irgendwie gearteten Neutralität verlassen. Von nun an liegt es an anderen, meine Meinung zu beurteilen. Und es liegt an mir, ob ich sie verteidigen will, um "Recht zu behalten". Oder ob ich andere Meinungen einfach so stehen lasse.

Das Wort "Schuld" finde ich auch extrem problematisch. Es ist für den leider ach so beschränkten Menschen (und hier meine ich die Menschheit insgesamt, um Missverständnissen vorzubeugen) ein immer wieder probates Mittel, um nicht ohne Beschränkungen weiterdenken zu müssen (was uns ja alle auch in den Wahnsinn treiben könnte). Wenn die Schuld festgestellt wurde, erlaubt es unser Verstand, aus dem Denken auszusteigen. Ist ja auch bequemer so.

Ich bekenne mich übrigens schuldig, in diese Falle immer wieder reinzutappen...

Ex-Stubenhocker #111774, 22. April 2014, um 14:10

Noch viel Spass bei der Eigenunterhaltung mit euren Mehrfachaccounts.

Die Adminkatze hat intressanteres zu tun.

AlterEgo, 22. April 2014, um 14:22
zuletzt bearbeitet am 23. April 2014, um 03:21

John2:
Wenn wir das Wort Schuld über Bord werfen, wird unser Schiff frei von Schuld?

Auch wenn wir da noch nicht auf der Welt waren, fühle ich mich als Deutscher nicht frei von Schuld für das extrem unmoralische und unmenschliche Wüten unsrer Vorfahren im Namen der NS-Ideologie. Zig-, Hunderttausende müssen an diesen Verbrechen beteiligt gewesen sein, wie konnten die das mit ihrem Gewissen vereinbaren? Was macht der Blick eines unschuldigen Menschen mit einem selber, wenn man ihm das Leben nimmt? Wie kann man damit weiterleben? Ihr Gewissen ist mit den Tätern ja inzwischen gestorben, diese Erlebnisse wurden aber vielleicht literarisch verarbeitet - wäre für Literaturhinweise dankbar.

Ex-Stubenhocker #46729, 22. April 2014, um 19:44
zuletzt bearbeitet am 22. April 2014, um 19:47

Jeder Glaube an einer Religion gleich welcher Art ,ist eine Verdummung der Menschen. Der Glaube an Gott oder sonst Wem , hat die Menschen auf Erden über die Jahrhunderte eher getrennt als geeint!!!!
Für mich persönlich haben die Kirchen und sonstige Glaubenseinrichtungen ihre Berechtigung sich als Moral Institution auf zu spielen, verloren.

Ex-Stubenhocker #160022, 22. April 2014, um 23:57
zuletzt bearbeitet am 22. April 2014, um 23:57

@wolfsschnauze

Du hast es in der Dir eigenen Art mal wieder auf den Punkt gebracht, danke dafür.

Mir persönlich war es -wie geschrieben- wichtig, dass ein solch interessantes Thema nicht wieder im "allgemeinen Forumsmüll" versinkt und man interessante Meinungen dazu hören/lesen kann.

Ist sicherlich auch geschehen, sind tolle Beiträge dabei, die ich sehr gern gelesen habe, aber irgendwann reduziert es sich dann doch auf "Recht haben oder nicht", was dann letztlich in den bekannten "Aggressionsmustern" endet.

Hast völlig Recht: Man sagt seine Meinung und gegenüber Kritik "kann" man sie verteidigen, "muss" es aber nicht.

Nebenbei, das "hereintappen in Fallen" ist mir auch nicht unbekannt... :-)

Ex-Stubenhocker #157894, 23. April 2014, um 14:27
zuletzt bearbeitet am 23. April 2014, um 14:28

MORAL

Gibt es überhaupt Handlungen von echt moralischem Wert?
Gibt es eine natürliche Moral, von allen menschlichen und göttlichen Bestimmungen unabhängige Moral?
Handlungen sind von moralischen Wert, wenn sie ohne egoistische Motive sind.
Daher hat jede Handlung, die aus Rücksicht auf Lohn oder Strafe, im Diesseits oder Jenseits geschieht, keinen moralischen Wert.

ETHIK

In der Ethik kommt es nur auf das an was gewollt wird, nicht auf das, was geschieht.
Allein die Absicht entscheidet über den moralischen Wert oder Unwert einer Tat.
Nicht eine Maxime, ein Dogma oder ein Werk, sondern die Gesinnung macht das Verdienstliche aus.

Arthur Schopenhauer

Ex-Stubenhocker #160552, 29. April 2014, um 20:20
zuletzt bearbeitet am 29. April 2014, um 20:21

jene morallehrer, welche zuerst und zuoberst dem menschen anbefehlen, sich in seine gewalt zu bekommen, bringen damit eine eigentümliche krankheit über ihn:
nämlich eine beständige reizbarkeit bei allen natürlichen regungen und neigungen und gleichsam eine art jucken. ---
[er ist] der ewige wächter seiner burg, zu der er sich gemacht hat.
ja, er kann groß damit sein!
aber wie unausstehlich ist er nun für andere geworden, wie schwer für sich selber, wie verarmt und abgeschnitten von den schönsten zufälligkeiten der seele!

f.n. [frö 305]

Ex-Stubenhocker #107338, 29. April 2014, um 22:58

Den letzten Beitrag find ich klasse.

Ex-Stubenhocker #160022, 29. April 2014, um 23:04

Dito

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