Unterhaltung: Rätsel des Tages und Lyrik

Ex-Stubenhocker #159827, 27. September 2016, um 07:19

Rätsel des Tages

Aus den „Meistersingern" kam zur Nacht
Ganz beseligt ich und still nach Haus,
Alles schlief schon lange, leis und sacht
Setzte ich mich hin zum Abendschmaus,
Doch ich saß und rührte keine Hand,
Mit dem Herzen noch im Wunderland. -
Und die Seele lockte, schönheitstrunken,
Auf die Lippe Text und Melodie,
Und, noch ganz in jene Welt versunken,
Sprach ich leise ihn und summte sie,
Hatte alles um mich her vergessen,
Dachte nicht an Trinken und an Essen. -
Während sanft des Nessels Summen klang,
Leise ich mit Davids Worten sang:
„Und im deutschen Land gar bald sich fand's,
Daß, wer dort am Ufer des Jordans
Einst Johannis ward genannt,
An der Pegnitz hieß er Hans!" -
Und ich schwieg und horchte traumverloren,
Denn es drangen Worte mir zu Ohren, -
Durch die Stille der Gespensterstunde
Klang es leis wie aus Gespenstermunde:
Eine Stimme sprach: „In fernem Land
Hat auch mich Johannis man genannt!"
Drauf in grobem Ton: „Ach, Firlefanz!
Ich bin deutsch und heiße darum Hans!"
Und ich sah, wie auf dem Tische, mitten
Zwischen Glas und Teller, zwei sich stritten,
Deren Namen leider unterdessen
Ich am andern Morgen ganz vergessen.
Darum will ich dich nach ihnen fragen,
Denn ich weiß, du wirst sie gern mir sagen! -

© Friedrich Schaefer

  

Ex-Stubenhocker #159827, 27. September 2016, um 07:20

Des Rätsels Lösung:Brot und Wurst. Angeregt und ehrgeizig gemacht durch Davids Lied brüstet sich das Brot damit, daß es ebenfalls „in fernem Land" Johannis („Johannis-Brot") genannt wird, während die biedere deutsche Wurst sich derb zum Vornamen Hans (Hanswurst) bekennt.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.

Ex-Stubenhocker #159827, 27. September 2016, um 18:09

Bittere Wahrheit

Diese Welt ist laut.
Ein jeder schreit,
Ich bin zum Kampf bereit,
Und wenn es soweit ist,
Werden sie vermißt.
Am Ende dann,
Meinen sie gewiß,
Es ihr Sieg noch ist.
Hinterm Busch gesessen,
Und ihr Brot gegessen.
Bösartigkeit,ja gern,
Aber nur aus der Fern.
Was soll man machen,
Eigentlich nur lachen.
Doch nicht zu laut,
Sonst noch einer schaut.
Kommt man selbst ins Visier,
Macht es kein Plaisir.
Krakelen über dies und das,
Für Kämpferherzen ein Riesenspaß.
Ungemalte Bilder,
Gedichte ohne Worte,
Leben ohne Liebe,
Feuer ohne Wärme,
Mut ohne Wahrheit.
Heureka,eine neue Welt,.....Wunderbar.
Dies Gedicht mag ich nicht,es nur bitter spricht.
Captatio-oho,ab morgen bin ich wieder froh.

Ex-Stubenhocker #159827, 28. September 2016, um 07:37

Rätsel des Tages

Hast du seinen Schnitt
Meisterlich gelernt? -
Viele kriegens mit,
Fröhlich wird's entfernt!

© Friedrich Schaefer

  

Ex-Stubenhocker #159827, 28. September 2016, um 07:38

Des Rätsels Lösung:Propfen, das und der. 1-2. Das „Pfropfen" der Bäume. 3-4. nämlich alle Flaschen, die meist in froher Stimmung entkorkt werden.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.  

Ex-Stubenhocker #159827, 28. September 2016, um 07:39

Seenot

Er muss hinaus, trotzt schaumgekrönter Wellen,
in dunkler Nacht durch tiefe, schwarze Flut
und kennt den Kurs, wird nicht am Riff zerschellen,
bäumt sich die See auch hoch in wilder Wut.

Die Mannschaft kann sich ganz auf ihn verlassen,
wenn weiße Gischt das kleine Schiff umhüllt,
er wird das Ruder nur noch fester fassen,
auch wenn der Sturm wild jauchzend um ihn brüllt.

Ein fremdes Schiff droht scheiternd zu versinken,
man hat den Weg zum Hafen falsch gewählt,
und seine Crew wird jämmerlich ertrinken;
bei dem Gedanken schaudert er gequält.

Er will sie vor dem nassen Grab bewahren,
und fischt sie aus dem Meer  mit Müh und Not;
dem Blanken-Hans entwischt und den Gefahren
bewahrte er sie vor dem sichern Tod.

© Curd Belesos, 2016

Ex-Stubenhocker #159827, 28. September 2016, um 20:52

Dünung

Fern bis zum Himmel, schweigsam, weit und groß
Liegt still die See. Sie schläft und, odemlos,
Regt sie kein Hauch, hebt ihr, wie traumgebannt,
Kein Atemzug das schimmernde Gewand.
Nur dann und wann mit immer gleichem
Rollt eine lange Welle auf den Strand.
Ein dumpfes Schauern ist es, todesbang’,
Und kommt daher und lischt im öden Sand;
Ein Herzschlag, der aus nächtigem Dunkel quillt,
Wo ruhelose Flut der Tiefe schwillt;
Ein Schluchzen ist es aus verhaltener Brust,
Ein Atemkampf des Lebens, unbewusst,
Mit einer Todesstarre schwer und leer —
Dann spricht des Schiffers Mund: Es dünt das Meer.

Ich kenne deine Dünung, stumme See,
Der dunklen Tiefe ruheloses Weh.
Müd ist die Stirn und wortlos ist der Mund —
Da plötzlich kommt’s und sprengt die Brust — warum?
Ein Schlag, ein einziger aus des Herzens Grund
Bebt auf und stockt - und Alles wieder stumm.

Wilhelm Jensen

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:13

Rätsel des Tages

Hier ist's schief, eh' du's gedacht,
Dort „enorm" und klein,
Oft hast du es selbst gemacht,
Rat, was kann das sein?! -

© Friedrich Schaefer

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:14

Des Rätsels Lösung:Absatz. 1. Stiefelabsatz, 2. „Absatz" der Waren. 3. einen „Absatz" beim Schreiben.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:18
zuletzt bearbeitet am 29. September 2016, um 06:18

Ambivalent

Dieses Gedicht
Hat zwei Seiten
Eine schöne 
Und eine hässliche

Die schöne
Steht in der Sonne
Und die hässliche
Bleibt im Schatten

Die schöne 
Besingt den kleinen Tod
Und die hässliche
Lassen wir das jetzt

© René Oberholzer, 2010

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:19

Bedeutungslos

Ein Kuss
Sagt nichts aus
Ich küsse dich jetzt
Einfach so
2x oder 3x
Ein Kuss
Sagt nichts aus
Entspann dich
Ich verfolge keine Absicht
Mit meiner Zunge

© René Oberholzer, 2008

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:21

BaumschuleSprüche. Spruchgedicht von René Oberholzer

Die Bäume gehen zur Schule
Lernen wie man wächst und gerade steht
Lernen wie man sich biegt und wieder aufrichtet
Lernen nicht wie man der Axt entkommt

© René Oberholzer, 2003

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:22

Demütig

Die Schönheit liegt 
Im Auge des Betrachters 
Sagte ich ihr 
Als sie nackt 
Vor mir lag 

Ich sagte aber nicht 
Als ich nackt 
Vor ihr stand 
Dass ich ihr Auge 
Gemeint hatte 

Es war 30 Grad 
Ich drehte mich um 
Und sah das Meer 
Das mich wieder 
Zur Besinnung brachte

© René Oberholzer, 2016

Ex-Stubenhocker #159827, 29. September 2016, um 06:25
zuletzt bearbeitet am 29. September 2016, um 06:26

Der König

August der Starke trat auf eine Harke.
Der Stiel schlug ihm am Kopfe an.
Das hat weh getan.
August der Starke war schon eine Marke.

Auf die Festung Königstein ,
Ließ er niemand rein.
Porzellan war sein Begehr,
Daß es seinen Reichtum mehr.

Hier hielt er den Alchimisten Bötcher,
Damit der Porzellan ihm töpfer.
Ja,der starke August,
Es immer schon gewußt.

Ihm zum Plaisir,dem andern zum Frust,
Einer doch was schaffen mußt.
So wie es bei August war,
Ist es heute noch, sonderbar..

Ex-Stubenhocker #159827, 30. September 2016, um 08:49

Rätsel des Tages

Sie zeigen ihre Falschheit oft,
Wo sie auf Erden wallen,
Vom "wunderschönen Monat Mai"
Laß ich es mir gefallen! -

Oft, wo es uns verführen will,
Ist, ihm zu folgen, Sünde,
Wer sie nicht gern berühren will,
Hat dafür seine Gründe! -

© Friedrich Schaefer

  

Ex-Stubenhocker #159827, 30. September 2016, um 08:50

Des Rätsels Lösung:Locken, die und das. 7-8. weil falsche, d.h. künstlich gedrehte Locken durch Berührung leicht aus der Form kommen.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.

Ex-Stubenhocker #159827, 30. September 2016, um 08:51

Gelbe Blätter

Alte Briefe hab’ ich grab’ gelesen,
Fand darin manch’ lang vergessene Sachen,
Las, wie pudelnärrisch wir gewesen,
Musste heut nach vierzig Jahren lachen:
Welche schillernd leere Seifenblase!
Welch ein Wirbelsturm in: Wasserglase!

Doch allmählich wurden seltsam trüber
Mir die Augen bei dem Blätterschlagen,
Sahen durch ihr Lachen weit hinüber,
Weit zu unbegreiflich fremden Tagen:
Welch ein Glück in diesem ersten Sehnen!
Welche Seligkeit in seinen Tränen!

Wilhelm Jensen

Ex-Stubenhocker #159827, 30. September 2016, um 20:53

An das Unbekannte

Ich wußte schon von dir als Kind,
du warst mir nah, du zogst mich mit.
Ich hörte dich als Ruf im Wind,
ich sah im Tier dich, wenn es litt.

Doch bliebst du seltsam unbekannt,
du warst nur Raunen durch mein Leben,
und bliebst, wenn ich dich „Gott“ genannt,
geheimnisvoll im Dunkel schweben.

Ich spürte deinem Rätsel nach,
wo Wind und Wald und Wasser rauschen...
Du lehrtest meine Sinne, wach
dem eig’nen Wesen nachzulauschen.

So wurde ich der, der ich bin,
und bin doch Sehnsucht nur geblieben
nach dir und deinem letzten Sinn,
nur eines wissend, daß ich bin,
um alles, was du bist, zu lieben...

Peter Burlach

Ex-Stubenhocker #159827, 01. Oktober 2016, um 06:14

Rätsel des Tages

In Rußland hatte Väterchen
Ein junges Paar getraut,
Ein schöner Bursche war der Mann
Und hold und lieb die Braut.

Nun fuhr er heim im Zuckeltrab
Mit seinem Eselwagen,
Die aber bockten, daß er, schwapp!
Sie tüchtig mußte schlagen! -

Doch half es nichts! Er stieg vom Bock,
Trat zwischen beide Grauchen
Und sprach: „Gefiel euch nicht der Mann
Und nicht das holde Frauchen?" - - 

Die beiden Esel taten so,
Als hätten sie's vernommen,
Und schrieen laut unisono,
Und grad' so mußt' es kommen! -

Der Esel Antwort rechts und links,
Der Priester in der Mitte, -
Wozu ein E ich allerdings
Mir vorne noch erbitte,

Das kennt wohl jedes junge Paar,
Das liebend sich verbunden,
Denn bald ertönt es sanft und klar
In stillen Abendstunden! -

Ob Väterchen das wohl verstand? -
Ich kann es dir nicht sagen,
Doch seine Esel liefen nun
Geduldig, ohne Schlagen! -

© Friedrich Schaefer

Ex-Stubenhocker #159827, 01. Oktober 2016, um 06:16

Des Rätsels Lösung:Eiapopeia. E-ia-Pope-ia (16-20).

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.

Ex-Stubenhocker #159827, 01. Oktober 2016, um 08:02

Ruinen

von Ingo Baumgartner  

Geschichtet nur mehr, mörtellos,
verharren Tausende von Steinen
als Mauer, einstmals hehr und groß,
die jede Ewigkeit verneinen.

Ruinen mahnen, Kunst und Gut
verfallen, rotten, morschen, schwinden,
versiegen wie die Lebensglut,
um einmal sich gelöscht zu finden.

Verfall gebiert oft Reiz und Schein,
das Alter zeugt noch Loderfeuer. 
Gebautes und belebtes Sein
sind alt mir so besonders teuer.

Ex-Stubenhocker #159827, 01. Oktober 2016, um 09:03

Glück

Glück ist schon verschieden, 
Für den Einen, das Geld.
Für den Anderen, die Liebe, 
Auf dieser Welt. 
Für den Dritten spielt es keine Rolle, 
Wenn nur das Pech sich trolle. ...

© Frank Jürgens, 2016

Ex-Stubenhocker #159827, 01. Oktober 2016, um 09:05

Gedanken

Das Wort als Macht, 
die Macht im Wort.
Wo find ich sie? 

Wenn nicht dort, 
wo mein Herz schlägt, 
es ist mein Hort.

Ist der Vers auch noch so klein, 
nicht jeder muß von Goethe sein.

© Frank Jürgens, 2016

Ex-Stubenhocker #159827, 01. Oktober 2016, um 10:58

Gute Nacht

Slowakisches Volkslied

Gute Nacht, du, mein Lieb, gute Nacht.
Mög der Herr über dir halten Wacht.
Gute Nacht, gute Ruh,
träumen, süß, träumen, lieb, mögest du!

Träum den Traum, träum ihn süß, immerdar,
wachst du auf, traue ihm: es ist wahr,
dass du bist ewig mein,
und mein Herz voll der Lieb immer dein.

© Bertram Kottmann,
aus dem Slowakischen:

Dobrú noc

Dobrú noc, má milá, dobrú noc,
nech ti je Pán Boh sám na pomoc.
Dobrú noc, dobre spi,
nech sa ti snívajú milé sny!

Snívaj sa ti sníčok, ach snivaj,
keď vstaneš, sníčoku veru daj,  
že ťa ja milujem,
srdiečko svoje ti darujem.

Verfasser unbekannt

  
  
  

Bine60, 01. Oktober 2016, um 23:16

Otto Flake

"Über die Frauen"

Liebe hat viele Formen,
und die starke schreckt es nicht,
dass sie eines Tages vielleicht
mit leeren Händen dastehn wird.

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