Unterhaltung: Skatstuben Fahrradtour

LittleJoe, 01. Juli 2012, um 12:30

Mittag ist vorbei!!

carlotta13, 14. August 2012, um 22:51

Ihr Lieben, wir haben uns jetzt endlich mal hingesetzt, und das Reisetagebuch abgetippt... Wir hatten ja versprochen, es zumindest ausschnittsweise zu veröffentlichen, aber nun ist es doch ziemlich lang. Was würdet ihr denn vorschlagen/gerne lesen?

Ex-Stubenhocker #114778, 14. August 2012, um 22:54

hmm, druck den rest auf dein T-Shirt und lass dich damit ableuchten, grins

carlotta13, 14. August 2012, um 23:01

Passt nicht, würde ich mal sagen...
Das müsste schon ein Hochzeitskleid mit meterlanger Schleppe sein!

Ex-Stubenhocker #114778, 14. August 2012, um 23:09

hmm, wenn ich mitgespielt hätte am we könnt ich ja mit nem förderdingsbums nen verein eröffnen, sone art lottasushi-club und würd da eure missgeschicker verdingsbumsen^^

Ex-Stubenhocker #114778, 14. August 2012, um 23:10

aber bin ja leer ausgegangen, heul^^

sporti1947, 14. August 2012, um 23:10

hab viel zeit zum lesen bin ja bald rentner.immer rein damit!!!

carlotta13, 14. August 2012, um 23:12

Mal testen, könnt ihr (wenn ihr alles lesen wollt) diesen Link öffnen?
http://www.facebook.com/notes/carlotta-creutzfeldt/das-reisetagebuch-unserer-fahrradtour-von-aachen-nach-stuttgart-juni-2012/425845907460976

Ex-Stubenhocker #114778, 14. August 2012, um 23:13

schade, hab kein face, grrr

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:16

Wir wollten testen, ob man es trotzdem lesen kann, auch wenn man kein facebook hat. Also das geht nicht?

carlotta13, 14. August 2012, um 23:17
zuletzt bearbeitet am 15. August 2012, um 21:08

Was wir aber auf jeden Fall hier schreiben wollten (auch gerne vor den Ausschnitten, wer die Geschichten dahinter wissen will, kann ja schon mal auf Facebook reinlesen), ist unser Dank an viele, viele Leute, die uns auf unserer Tour unterstützt und begleitet haben...

Unser Dank geht an euch alle, ohne welche die Fahrradtour nicht halb so schön gewesen wäre…

Egon (unser Liebes Teufelchen und Flötenpony), als weltbestem Ausgangspunkt der Tour, für’s Abholen vom Bahnhof mit dem Anhänger, der Fahrräder + Gepäck schlucken konnte, für das Angebot „ständiger Hilfe bis Karlsruhe“, für die er sogar sein Handy dabei hatte, für die Eröffnung dieses Threads und für die Koordination unserer Unterbringung!

Bruno (DeutscherRiese) und seiner Frau Elisabeth für die spontane Meldung, das Warten auf dem Balkon, für die Dusche und das Bett, ein wunderbares Abendessen (mit besonderer Betonung des Nachtischs=), den Wein, die Cocktails, ein fantastisches Frühstück und natürlich für die Begleitung auf den ersten 500 Metern des nächsten Tages!

Andi (Runkel) der uns am Mittwoch (Tag 11) in Wolfschlugen den perfekten Empfang bereitete, inklusive Baileys, Obstsalat, Maiswaffeln, Tortillachips, Rotwein (ja, ich weiß, das haben wir alles schon geschrieben, aber es zählt sich einfach so wunderschön auf!), der auch gar nicht schimpfte, sondern nur einmal so komisch seufzte, als Lotta im Eifer der Skatliste den Rotwein über Tisch und Boden goss, und der vor allem am Freitag morgen, nach einer wahrlich langen Nacht beim Stammtisch um halb 5 mit uns aufstand, um noch "in Ruhe frühstücken zu können", und dann Lotta nach Stuttgart zum Bahnhof zu bringen. Vielen, VIELEN Dank dafür, das hätte ich ECHT am Morgen nicht zurückfahren wollen!

Wolfgang (FlyingDutchman), unserem Kontakt zur Zivilisation, der uns u.a. über Egons Treiben im Forum auf dem Laufenden hielt, uns auch mal einen ganzen Liedtext sms’t, wenn wir den grad „ganz dringend brauchen, ehrlich!“, und nach einem anstrengenden Tag meinte „also im Notfall bin ich in ein paar Stunden bei euch“!

Unserem Ehepaar Kessler (Tag 4, Saarbrücken) für’s Aufsammeln und bekümmern in höchster Not (bzw. totaler Erschöpfung) in Saarbrücken, dafür, dass sie uns zum Campingplatz geleiteten, für diese Strecke unser Gepäck nahmen und dafür dass diese kleine, aber unglaublich patente Frau den dämlichen Privatplatzbesitzer zusammengestaucht hat und uns so den Glauben an das Gute in der Welt wiedergab!

Dem Mechaniker Thomas (Tag 5) an der Tankstelle vor Zweibrücken, der seine Mittagspause ausfallen lies um eine Prothese für den Imperator irgendwo aus dem Dorf zu organisieren!

Der Marvinladefrau (Tag 6, vor Pirmasens), die uns trotz anfänglicher Skepsis am nächsten Morgen 2 Milchschnitten schenkte!

Dem Apfel-Keks-Mensch (Tag 7, Kimbach), fürs Marvinladen, einen Campingplatz und der Bereitstellung des Draußenwasserhahns (juhu, kein Wassersparen!!!)!

Dem Mann in Saarburg (Tag 3, Saarburg), dem Hausmeister des Pfarrhauses, der uns beim Fahrradschieben die Kopfsteinpflasteranstiege Saarburgs hinauf und beim Finden des Campingplatzes half!

Dem „Vogel“ (Tag 4, Saarbrücken) für die Unterhaltung beim Abendessen und eine kostenlose Striptease, die uns zumindest sehr gut amüsiert hat!

Den UNGLAUBLICH smarten Holländern Bart und Thomas (Tag 5, Saarbrücken), für viel Motivation, die wir an dem Tag später echt nötig hatten!

Unseren Drei Engeln am ersten Abend, Suna, Lina, und einem kleinen Jungen, der leider kein Wort von sich gab, so dass wir seinen Namen nicht erfahren konnten, die uns zu unserem ersten Campingplatz brachten, der soooooo schön war!!

Dem Lidl für Studentenfutter und Brotschneidemaschinen!

Der Sparkasse für immer neue Motivation (eher per Zufall wurde sie zu unserem „Maskottchen“ und Glücksbringer – frage man nicht…)!

Dem Autofahrer, der in Stuttgart für uns eine kilometerlange Autoschlange bremste und uns über die Straße gelassen hat, sonst ständen wir heute immer noch da…!

Lottas Großeltern für die U-Bahnidee, welche uns einige grausame Stunden am Stuttgarter Talkesselrand ersparte

Dem Erfinder der U-Bahn für... naja, ist klar =)

Flo und Gundula für ihre unglaublich spontane Aufnahme und die große Gastfreundschaft!

Lottas Vater Konrad für Marvin (auch wenn der eine Art… naja… Büchse der Pandora war) und viel, viel Campingausrüstung!

Zahlreichen netten Passanten/Radfahrern/Wanderern, die unseren Weg kreutzen, und uns den weiteren Weg zeigten + viel Glück + gute Fahrt usw. wünschten!!

… und vielen Weiteren, die uns auf unserem Weg Glück gewünscht und uns ihre Anerkennung ausgedrückt haben, das war für uns eine Riesenmotivation und jeden Abend (bei Berichten von Egon oder Wolfgang) eine große Freude!

Ex-Stubenhocker #114778, 14. August 2012, um 23:18

nee, auch wenn face zur stube darf darf stube net nach face.
das ist eine farce, heul

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:20

Dann macht Lotta jetzt gleich einen Verein auf, in dem der komplette Text für euch alle sichtbar eingestellt wird.

carlotta13, 14. August 2012, um 23:20
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:25

Hab grad festgestellt, dass ich keinen verein aufmachen kann ^^ ich bin kein Fördermitglied mehr...

Ok, wir posten die Tage doch jetzt komplett hier... müsst euch halt durchkämpfen - oder es lassen =)

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:25
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:35

Tag 1

Gut gelaunt und hochmotiviert sind wir in Eicherscheid losgefahren. Die ersten 500 m zeigen sich anstrengender, als gedacht (es geht bergauf).

Bis Monschau ist alles gut – wir sind eben doch echte Radfahrer.

Auf einmal: die erste größere Steigung erdreistet sich, uns unsere Illusionen zu nehmen (verdammt, die Fahrradtour wird also doch anstrengend).

Oben in Höfen überkommen uns dann die ersten Fahrradneukaufgedanken (nichts gegen Lottas Fahrrad, aber das kurzfristig erstandene zweite Exemplar schien noch nicht begriffen zu haben, wer hier der Herr war).

Dazu kam die Überlegung, ob wir Marvin folgen sollten, oder der von Egon in mühsamen Kneipengesprächen ausdiskutierten Abkürzung durch Belgien folgen sollten.

Die Entscheidung fiel dann (trotz schlechten Gewissens beim Gedanken an Egon) für Marvin aus, einfach weil wir die andere Route nicht finden konnten. Daraufhin stieg Marvins Selbstbewusstsein offensichtlich ins Unermessliche, was sich später als großes Problem herausstellen sollte.

ABER: in diesem Moment hatte Marvin mal eine schöne Route für uns, erstens ging es auf einem Radweg lange bergab (Susi bei Erinnerung „boah geil“) und zweitens war es der an dem Tag landschaftlich schönste Teil der Strecke: Wald auf der einen, und Talsperre auf der anderen Seite.

Was auch gut war, denn sonst hätten wir Marvin das folgende noch übler genommen: eine schier endlose Steigung bei sengender Hitze (gut, für die konnte er nichts) und nach dem zehnten Mal hatte auch Lottas um-die Kurve-schauen und rufen „oh super, die Steigung ist gleich zuende“ an Überzeugungskraft verloren.

Gegen 16:30 hinter Dahlem und 14 km vor Stadt Kyll hatten wir keine Lust mehr und überhaupt war alles so anstrengend… also begannen wir, nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten, was sich als schwieriger als gedacht erweisen sollte.

Noch nicht müde genug, um uns in ein Distelfeld legen zu wollen hatten wir uns gerade neu motiviert um weiterzufahren, als die „drei Engel für Susi und Lotta“ sich ihre 3 kleinen Fahrräder schnappten, und die beiden ins Paradies geleiteten. An einem Bach standen ein Tisch und Bänke, und nur ein paar Meter weiter lag eine Wanderhütte und eine schöne Wiese (einziger Nachteil: dass man sich nach einer gewissen Zeit immer an einem Ende des Zeltes wiederfand).

Sehr schnell hatten wir das Zelt aufgebaut, noch schneller gekocht (HUNGER), festgestellt, so viel Komfort wird selten bleiben wir bekamen sogar ein Angebot, bei der Familie zu duschen, WARUM haben wir das bloß ausgeschlagen, wir waren noch arglos, unwissend und unschuldig ob der Schrecken, welche die Welt für 2 Mädels auf Fahrradtour in Petto hat.

Fazit des Abends: Mann geht’s uns gut!

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:27
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:59

Tag 2

Gut gelaunt und ungeduscht starteten wir in den Tag, Marvin bewies ungewöhnlich viel Intelligenz und führte uns gleich zu Beginn am Lidl vorbei, wo die lebensnotwendigen Studentenfuttervorräte aufgestockt werden konnten.

Insgesamt entspannt ging es an Stadt Kyll vorbei und dann einen schönen, fast schon
abenteuerlichen Waldpfad hinunter (Lotta: „und gleich treffen wir Räuber Hotzenplotz“ und während wir noch Loblieder auf Marvin sangen (man soll ihn eben nicht vor dem Abend loben, was sich auch noch an anderer Stelle zeigen sollte) suchte sich Susi mit bei dem Tempo beeindruckender Zielsicherheit den einzigen großen, spitzen Stein auf dem Waldweg aus, um den Vorderreifen einer kleinen Qualitätskontrolle zu unterziehen. Fazit: ungenügend.

Tiefer Seufzer + unterdrückte Flüche von beiden, da hatte es gerade mal Spaß gemacht…
Die Taschen (ihrer 6!) wurden abgepackt, der Reifen ausgebastelt und geflickt. Zur Probe wieder aufgepumpt – und sofort wieder flach und leer. Toll. Lotta fühlte sich unfähig und vollends verarscht. Nachdem auch das zweite Loch gefunden war (an einer ganz anderen Stelle!? Wie geht das denn!? Susi macht’s
möglich…) konnte es weitergehen – mit den Pannen. Dieses Mal weigerte sich die Kette an Lottas Fahrrad, den ihr zugedachten Dienst (drehen + Klapper halten) zu verrichten. Aber so was hält Profiradfahrer wie uns ja nicht auf.

Als solche ignorierten wir auch die Warnung des überaus freundlichen Verkäufers im
Radsportgeschäft, es werde bei Kyllburg eine lange und wirklich harte Steigung auf uns zukommen. So was durfte es einfach nicht geben.

Aber wie es auch Krieg, SuperRTL und Pokemon auf dieser Welt gibt, so gab es natürlich auch die Steigung. Und sie war noch härter, als es der joviale Tonfall des
Verkäufers hatte vermitteln können…

Eingeleitet wurde sie durch ein Stück Weg, welches aus der Sendung „verstehen Sie Spaß?“ hätte stammen können. Die Räder dort hoch zu schieben (!) erschien uns schier unmöglich, war es aber nicht – leider. Denn das hätte uns die darauffolgenden Kilometer Steigung erspart…

(Frage beim Schreiben, Susi: „und dann waren wir oben? Was war denn dann?“ Lotta (lacht): „es ging einfach immer weiter hoch… und weiter… und…“)

Kurze Talfahrten zwischendurch suggerierten immer ein Ende der Tortur aber es ging ja
immer weiter und weiter und…

Am Ende begruben wir mal unserer großartigen Ambitionen an dem Tag noch Trier zu
erreichen (ca. 30 km, es sind aber IMMER ca. 30 km bis nach Trier, daher hat das gar nichts zu sagen), und machten uns im Weiterfahren auf die Suche nach einem geeigneten Platz für unser Zelt.

Aber Marvin hatte an diesem Abend noch ganz andere Dinge mit uns vor. Er führte uns auf eine Bundesstraße, auf der es (Überraschung!) nach oben ging. Immer weiter, und weiter, und weiter.

Irgendwann schien er zu glauben, dass wir etwas Abwechslung nötig haben könnten, und versuchte, uns in ein Feld (hüfthoch bewachsen und offensichtlich nicht befahrbar) zu schicken. Das war der Moment, in dem wir beschlossen, Marvin für diesen Abend vollständig zu ignorieren, was er uns am nächsten Tag anscheinend noch ziemlich übel nahm.

Wir aber erreichten ein kleines Dorf, Beilingen, klingelten am ersten Haus, und sahen offensichtlich derart erschöpft aus, dass uns der Bürgermeister des Ortes für die Nacht den Schlüssel zur dorfeigenen Grillhütte überließ.

Und da waren wir, mit Strom, Licht, Toiletten, fließendem Wasser, einem Dach über dem Kopf, genug Platz darin für uns, das Gepäck, unsere Fahrräder und das Zelt, ohne dass es auch nur annährend eng wurde – Luxus pur.

Fazit, nach einer Familienportion Essen auf 2 aufgeteilt und einer eiskalten (aber immerhin!) Dusche aus dem 10L Wasserbeutel: „wir liegen im Zelt, es ist warm, trocken, wir sind satt… Mann geht’s uns gut!!“


10 min. später: „Oh, es fängt an zu regnen. Egal, hört bestimmt vor morgen früh wieder auf…“

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:28
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:37

Tag 3

Nacht...es regnet...und regnet...und...

Wir wachen alle halbe Stunde auf und malen uns aus, wie es sein wird, bei diesem Wetter unsere Tour fortzusetzen – von lustig bis
unmenschlich grausam ist alles dabei. Mit dem Gedanken „Egal, hört bestimmt vor morgen früh wieder auf...“schlafen wir dann immer schnell wieder ein.

Morgen...es regnet...und regnet...und...

In der Hoffnung, dem Regen zu signalisieren, dass es nun an der Zeit wäre aufzuhören. Steht Lotta früh auf – bringt aber nichts. Einziges Resultat ist Tee für Susi beim Aufstehen. Wir frühstücken mit immer wieder
hoffnungsvollem Blick nach draußen, und erspähen tatsächlich etwas. Zwar nicht den ersehnten blauen Himmel und Sonne, sondern Besuch. Zwei Männer, die durch die Grillhütte geistern, Fenster abmessen und uns mit (gutgemeinten?) blöden Sprüchen übers Wetter keksen. „Ob wir den Wetterbereicht gehört haben? Naja...Vor und nach dem Regen trocken. Hahaha“ Ähm ja. Ha. Ha. Ha. ^^ Marvin schien uns das Gegenteil beweisen zu müssen. Denn...

Wir packten dann zusammen und fuhren los, am Wetter schien sich eh nicht mehr viel zu ändern und Lotta sang eh schon die ganze Zeit vor sich hin „What doesn`t kill you makes you stronger (lala)..“Als es einen ersten
Matschpfad hochging, dachten wir, der wäre schlecht. Weit gefehlt – der war gut, nur fehlte uns der passende Vergleich. Als es dann auf die Bundesstraße ging, dachten wir, DAS wäre schlecht und wünschten uns in den Wald, ein Wunsch, den uns Marvin nur zu gern erfüllte. Der Wald war allerdings eine als Wald
getarnte Sumpflandschaft und unser Weg ein als Weg getarnter Bach. Marvin führte uns über Wege, die es gar nicht gab, und wir folgten ihm brav (war auch nicht anders möglich, weil auf Marvins Karte schlicht GAR kein Weg mehr eingezeichnet war, von dem man hätte abweichen/wechseln können).

Dann wieder ein Stück Bundesstraße, die uns schon nicht mehr ganz so schlecht vorkam, aber nach einer kurzen Steigung doch schlecht genug, um Marvins „gesundem Urteilsvermögen“ noch einmal zu trauen und in den Wald zu folgen – wie konnten wir nur!?

Was dann folgte, war weniger ein Weg als eine leicht angedeutete Schneise im Dickicht, die nur anhand des darin verlaufenden
Baches und tiefer Lehmgruben zu erkennen und verfolgen war. Nachdem wir uns das
ca. 10 m weit angetan hatten, wollten wir uns aber nicht wieder hochkämpfen
(außerdem war es unmöglich, die Fahrräder zu drehen) und beschlossen „Augen zu und durch“. Schließen wir die Augen ein Weilchen – nein, nicht öffnen, zu lassen, das WOLLT ihr gar nicht sehen!! – und öffnen sie erst wieder, als zwei völlig durchnässte und abgekämpfte Radfahrerinnen mit ebenso durchnässten und
abgekämpften Fahrrädern (und dem schadenfrohen, höchst zufriedenen Marvin) aus dem Wald taumeln, wo beim Blick auf die Bundesstraße die Augen aufleuchten.

Der Genuss der dann folgenden 15minütigen Abfahrt wurde nur geschmälert durch die klebrige, kalte Nässe auf jedem Quadratmillimeter Haut und die Autos, welche uns beide gleichzeitig an jedem möglichen und unmöglichen Punkt der Straße zu überholen versuchten.

Aber dann waren da plötzlich Häuser. Menschen. Geschäfte. ZIVILISATION! Leider kein Waschsalon, der in dem Moment unserer Vorstellung vom Paradies entsprach. Für den mussten wir erst weitere 12 km zurücklegen (und hungrig und mit Wasser in den Schuhen sind 12 km SEHR weit). Aber dann hatten
wir ihn erreicht, verfrachteten unsere verdreckten, nassen Gepäckstücke (und uns selbst, ebenso verdreckt und nass) in den (dann nicht mehr ganz so) blank geputzten Raum und schmissen einfach alles, was uns in die Finger kam, in die Waschmaschine. Wir selbst passten leider weder in die Waschmaschine noch in den Trockner, aber immerhin betrat niemand den Waschsalon, während wir uns in der hintersten Ecke aus den nassen Klamotten pellten, um schnell in die letzten trockenen Reste zu schlüpfen. (Von wegen Pudelnudel im Waschsalon, zumindest
keine 2 Stunden lang!) So lange wartetet wir dort nämlich, und aßen dabei erst das Studentenfutter, dann Maiswaffeln, Äpfel, beim Bäcker geholte belegte Brötchen, Brot, eine Tüte Kirschen...

Und währenddessen wandelten sich unsere Pläne für den Resttag von „so schnell wie möglich eine JHB finden, unter der Decke
verkriechen und NIE wieder aufs Fahrrad steigen“ (und vor allem NIE wieder auf
Marvin hören) zu „ach, ein paar km schaffen wir schon noch, und dann suchen wir uns einen Campingplatz.“ Marvin schien von der kurz vor Trier ausgesprochenen Drohung (wenn er sich im Wasser so wohl fühle, würden wir ihn demnächst in der Saar versenken) beeindruckt zu sein, denn er führte uns ohne weitere Attentate auf unsere körperliche und geistige Gesundheit und völlig ohne Widerworte bis nach Saarburg – und da sind wir jetzt (allerdings haben wir gerade gehört, dass
das Stück, welches er für morgen für uns vorgesehen hatte, eine berüchtigte
Mountainbikestrecke ist. Ha. Ha. Sehr witzig, Marvin. (beim Schreiben: Lotta: „Wo ist das Ding überhaupt?“ Susi: „Marvin?“ Lotta: „Jo.“ Susi: “In der Tasche glaub ich” (sucht) “Ja.” (Pause) “Mist. Es ist immer noch da.”)

Und jetzt sind wir geduscht, gefüttert, gezeltet, und geschlafliedet (vielen Dank dafür, nachdem wir den ganzen Tag diese eine Zeile im Kopf hatten, ist es wunderbar, auch den Rest vom Lied zu „hören“) und
resümieren...

1. What doesn`t kill you makes you
stronger
2. Gib acht, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen
3. Augen zu und durch (gilt immer, muss aber nicht unbedingt eine gute Idee sein)
4. Es ist eben nicht vor UND nach dem Regen trocken

...und fünftens: Mann geht`s uns
gut!

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:32
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:45

Tag 4

(Morgens, Lotta schreibt)

Das Wetter sieht brauchbar aus, nur der Nebel, der die Sonne daran hindert, das Zelt und unsere Sachen zu trocknen, kekst mich. (Eigentlich ist ja immer gutes Wetter, man muss nur im Zelt bleiben, bis es sich zeigt.) Susi genießt gerade noch einmal den Campingplatz-Dusch-Komfort, und ich warte und habe Hunger, und – wollte eigentlich gerade das Schrottrad detaillierter beschreiben, aber da kam Susi. Na gut, läster ich halt wann anders.

Der heutige Tag begann eigentlich ganz harmlos. Sonne, Frühstück, packen und dann gings los. Schnell zurück an den Fluss, der seit gestern der Inbegriff für Erholung überhaupt war. Nicht dass wir uns beschweren wollte, immerhin war es gerade und TROCKEN und wir fuhren auf einem asphaltierten Weg neben und nicht im Wasser, aber der Wind gab sich alle Mühe, uns die Steigungen durch kräftiges Pusten von vorne zu ersetzen. Außerdem kekste uns die Bundesstraße direkt neben und, die auf den ersten 20 km praktisch eine Erweiterung des Fahrradweges darstellte. Na gut, vielleicht wollten wir uns doch ein bisschen beschweren...

Jedenfalls folgten wir Marvin außergewöhnlich bereitwillig, als dieser uns, die willkommene Abwechslung versprechend, vom Fluss wegführte. Die Steigung war für Lotta-und-Susi-Fahrradtour-Verhältnisse harmlos, die Abfahrt umso schöner, wenn auch, nicht zum letzten Mal an diesem Tag, begleitet von Lottas kläglichem, etwas verblüfftem Rufen: „Aah, ich kann nicht bremsen!!!“

Aber siehe da, es ging doch, Lottas Tip für alle Klapperräderfahrer: Beide Bremsen voll anziehen, ignorieren dass das Fahrrad diese Bemühungen zu ignorieren scheint und auf den letzten Metern Anker auswerfen oder wahlweise den Fuß zu Hilfe nehmen. (robustes Schuhwerk empfiehlt sich, Anm.d.Red.: Ich hoffe, Lotta lässt ihre Wut über das Rad nicht an dessen Besitzer aus....)

Die nächsten 30 km waren bemerkenswert ereignislos bis auf einige selbsmordgefährdete Hunde, die auf dem Weg standen und uns für ihre Suizidversuche missbrauchten.

Ein stetiger Ansporn waren uns die Radweg-Beschilderungen, an welchen man die verbleibenden km in Zeitlupe weniger werden sehen konnte.
(Susi: „Ich schätze es sind noch 8 km bis Saarlouis.“ => angestrebter Pausenpunkt, gefühlte 3 km später ein Schild: 8 km bis Saarlouis)

Während der Pause tankten wir neue Energie und Motivation, beschmierten besonders schmerzende Körperteile mit Voltaren, stellten fest, dass sich die Bremsen nicht reparieren ließen und machten uns dann an die letzten 27 km zu unserem heutigen Tagesziel Saarbrücken. Auch auf diesem Abschnitt waren kaum Stegungen vorhanden und langsam fragten wir uns: Was ist mit Marvin los, hat er etwa Fieber? Oder wollte er uns einfach vorgaukeln, er könnte auch nett sein? Auf jeden Fall gab es kaum Zwischenfälle, bis auf einen kleinen Hund (Susi wollte ihn Rosalie
nennen, aber Lotta bestand auf Nero, da dieses furchteinflößende Ungetüm mit rosa Jäckchen und Schühchen einfach einen passenden Namen brauchte...)

In Saarbrücken angekommen, schwand die Euphorie schnell angesichts der Erkenntnis, dass es in einer Großstadt erstaunlich schwer fällt, mal eben eine Wiese zum Campen zu finden
Ein Campingplatz musste also her (außerdem lockte der gestern erlebte Komfort wahlweise warmer oder kalter Duschen). Das Problem schien zuerst nicht unlösbar, immerhin waren es laut einem hilfsbereiten Fahrradfahrer „nur 3 km“ bis zum Campingplatz. Gute 3 km später fragten wir eine Frau mit Kind nach dem
Weg: „Ach das ist nicht mehr weit, nur 3 km!“
Trotzdem mussten wir noch mehrfach nach dem Weg fragen (Marvin hat leider von der Zeltplatzsuche gar keine Ahnung – Wovon hat er überhaupt Ahnung? – und ist inzwischen vermutlich tödlich beleidigt, weil ihn niemand um seine Meinung dazu gebeten hat. WIE SEHR beleidigt, werden wir morgen feststellen).

Wir fuhren also brav „immer der Stroß` nach“ und „unter dem Brückle durch“ und standen irgendwann vor den Toren eines Campingplatzes, was an sich schön gewesen wäre, wenn der Platz schöner, der Besitzer freundlicher und vollständig bekleidet und die Tore offen gewesen wären. So aber wies uns der „Club der fahrenden Ritter“ ganz unritterlich ab, mit dem Hinweis, nur gute 3 km weiter gäbe es einen öffentlichen Campingplatz.
Es folgte eine völlig unverständliche Beschreibung, in der ein großer roter Briefkasten eine ominöse aber wichtige Rolle spielte. Die Rettung erschien uns in Gestalt eines Rentnerehepaares, dessen weibliche Hälfte sich zunächst den bloßbäuchigen Besitzer der Fahnenritter vorknöpfte und dann entschied, man müsse uns zum Platz geleiten und uns unser Gepäck abnehmen. Wir folgten dem Auto garantiert mehr als 3 km bis zum Campingplatz, wo uns die beiden noch
tatkräftige, wenn nötig auch finanzielle Hilfe anboten.
Wir aber sahen die Dusche und ein Abendessen nahen und fühlten uns dadurch wieder lebendig genug,
um gerade noch rechtzeitig unser Zelt aufzubauen, bevor das angekündigte Unwetter losbrach (war uns egal, wir duschten und kochten nämlich unterdessen).
Während wir aßen, erlebten wir die wohl skurrilste Begegnung der Fahrt bisher.
Ein völlig durchweichter Mann schlappte in aller Seelenruhe durch den Regen (er war tatsächlich noch nasser als wir gestern – Ja, das geht also und Nein, Marvin, du schläfst schon und musst uns nichts beweisen) zu unserem Unterstand, wo er nach einem „Es macht euch doch nichts aus, wenn ich mich hier grad umziehe?“ begann, sich seiner Kleidung zu entledigen. Soweit so gut, dabei ließ er sich viel Zeit, genug, um uns seine gesamte Krankengeschichte und sämtliche vergangenen Beziehungen, Gerichtsverhandlungen, und Probleme mit seiner Bank zu schildern (nicht dass wir gefragt hätten, wir waren damit beschäftigt, Quark, Obst und Nüsse in uns hineinzuschaufeln). Irgendwann war das Essen alle, der Mann wieder angezogen (oh Wunder) und als er gerade dazu ansetzte, von einem Streit um Geldsummen im fünfstelligen Bereich zu berichten, täuschte Lotta einen eingehenden Anruf vor, der sogar Susi verwirrte, auch wenn er in für Lotta ungewöhnlich emotionslosem Ton durchgeführt wurde. Aber die Wörtersintflut war gestoppt und der Regen hatte auch wieder aufgehört. Wir waren also nicht auf ewig mit unserem amateursexhibitionistischen Vogel in einer Grillhütte gefangen. Jetzt liegen wir im Zelt, verwünschen die Autobahn in der Nähe und unseren Sonnenbrand, sowie sämtliche Mücken Mitteleuropas, die uns im Pulk auf der Fahrradtour zu begleiten scheinen. Aber ansonsten geht`s uns echt gut.

Fazit:
1. Fahre nie mit nicht funktionierenden Bremsen einen Berg hinunter
2. Mann, gehts uns gut!
3. Glaube nie jemandem, der dir sagt, es wären nur noch 3 km bis zum Ziel.

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:32
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:48

Tag 5

Wir schauten aus dem Zelt, sahen strahlend blauen Himmel, und dachten (in doppelter Ausführung): „Oh wow. Der Tag wird gut!!!“

Manchmal sollte man eben einfach nicht zu viel denken…

Beim Frühstück tauchten aus den Nachbarzelten der Grillhütte 2 SEHR smarte holländische Fahrradfahrer auf und erzählten uns von ihrem Projekt: Zusammen mit ihrem griechischen Freund und Kameramann und einer anwesenden aber ansonsten nicht nennenswerten weiblichen Begleitung fahren sie durch Europa und befragen unterwegs Menschen nach ihrer Meinung zu den Chancen und Problemen Europas (Oh mein Gott, sie waren also nicht nur smart + sportlich,sondern hatten auch noch Hirn!? Das hat Seltenheitswert…).

Völlig begeistert waren sie daher, als wir uns bereit erklärten, vor der Kamera ihre Fragen zu beantworten. Marvin Muss unser neuer Filmstar-Glamour mächtig imponiert haben, denn er zeigte sich den Großteil des Tages erstaunlich zahm und von seiner bisher besten Seite. Der Imperator hingegen (so hat Lotta Susis wandelnden Schrotthaufen getauft) war wohl eifersüchtig und dachte „Das kann so nicht angehen, die hol’ ich schnell auf den Boden zurück!“ Wie wahr…

Wir fuhren also los, die Sonne schien, der Lidl hatte eine Brotschneidemaschine, Marvin war brav, der Tag war perfekt.

Bis der Imperator zum ersten Schlag ausholte. Das wiederholte Aufjaulen des Schutzblechs konnte Lotta noch als erhöhtes Mitteilungsbedürfnis des Rads verbuchen. Als sich dann das Rad aber derart widerstrebend vorwärtsbewegte, als hätten die Bremsen ihre Funktion wiedererlangt und wollten nun damit angeben und alles aufholen, was sie die Tage davor versäumt hatten, lies sich das nicht mehr so leicht ignorieren.

(Susi schreibt alleine: Soooo, Lotta geht zu ihrem Handylademensch, jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, mein Rad in Schutz zu nehmen, es ist ja im Prinzip noch ein Kind – na gut, ich will’s nicht wirklich, dazu ist es ungezogen genug, aber immerhin lernt man dadurch ganz viele nette Menschen und Fahrradläden kennen…) Weiter im Text…

Wir hielten also, nachdem wir festgestellt hatten, dass das Hinterrad sich nicht wirklich in den für es vorgeschriebenen Bahnen bewegte, bei der nächsten Tankstelle an. Dort fanden wir auch mal wieder äußerst hilfsbereite Menschen, die feststellten, das Rad hätte keinen Achter, sondern einen Zweiunddreißiger, und von denen einer sogar extra bei seinem Rad das Hinterrad abmontierte und gegen unser übermotiviertes Modell tauschte (sogar kostenlos, wir konnten unser „Glück“ kaum fassen, als wir weiterfuhren.

Der Imperator schaffte es auch dieses Mal recht schnell, uns auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, denn Lotta fuhr auf den nächsten Metern und Kilometern recht schweigsam, angestrengt, und verbissen – bei gefühltem Schneckentempo.

Irgendwann, im nächsten Dorf, als sie zum Bergabfahren (!) immer noch kräftig treten musste, konnte sie das Ganze auch nicht mehr auf eine Akut-Ermüdung der Beine schieben, und hakte mal probeweise die Hinterradbremsen aus. Wahn-sinn!!!
Plötzlich rollte der Imperator wieder! Wodurch man allerdings auch merkte, dass auch dieses Rad eierte, und außerdem war die fast nicht vorhandene Bremse von vorher immer noch besser als GAR keine Bremse gewesen.
Bei einer Metallverarbeitungsstätte schicke man uns in die Zweibrückner Innenstadt zu einem Fahrradgeschäft. Und dort, oh Wunder, sagte man uns zu, den Imperator innerhalb einer halben Stunde (Mittagessen, endlich!!!) wieder fahrtüchtig zu machen. Gut so, denn mittlerweile war es halb 4, und wir hatten vielleicht Knappe 20 km geschafft… Außerdem bedachte man uns beide mit strafenden Blicken und der in unheimlich ernsten Tonfall ausgesprochenen Warnung, mit diesem Fahrrad auf lange Fahrradtour zu gehen, grenze an Selbstmordversuch. Ach…

Aber mit dem in seinem Aufmerksamkeitsbedürfnis befriedigten Imperator und ziemlich gesättigt schafften wir es tatsächlich die Route wiederzufinden (und nach einigen Anläufen auch die richtige Richtung) und noch einige Kilometer zu machen.

Eine letzte Reifenpanne bewies uns endgültig: der Tag war verhext, und nur noch zum Zelt aufbauen, essen und schlafen gehen gut. Jetzt liegen wir auf einer (von Ameisen befallenen) Wiese ohne gefragt zu haben und sind daher schon dankbar, noch nicht mit der Schrotflinte verjagt worden zu sein. Im Nachhinein wunder ich mich gerade, dass uns der Kocher beim Rührei machen nicht explodiert ist…)

Fazit:
1. Schlimmer geht immer. Auch, wenn’s eigentlich nicht mehr geht.
2. Maiswaffeln kann man nicht atomisieren, und ist die Freundschaft noch so groß.
3. Ein 8er im Rad ist gar nicht so übel, sei froh, denn -> siehe 1
4. Erstaunlich, nach so viel hin und her, und dem „Druck“, morgen bei Bruno ankommen zu
wollen… aber Mann, uns geht’s richtig gut! =)

PS: Unsere Holländer (erwähnten wir schon, dass sie ZIEMLCIH smart waren?) haben uns auf die Idee gebracht, nächstes Jahr eine ähnlich ausgedehnte Tour zu machen. Auch wenn das hier noch nicht das Ende ist (Tja, Imperator, hättest du wohl gerne!) Fortsetzung folgt definitiv (da aber ohne Imperator, ätsch.)

… und zu dem schreib ich (Lotta) bei Gelegenheit noch mal ein paar Takte… das versprochene Lästern fehlt ja noch

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:33
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:55

Tag 6

Klingenmünster-Billigheim-Ingenheim-Mühlhafen-Steinweiler-Minderslachen-Kondel-Wörth
a.R.-Karlsruhe

Nachdem heute um 7 Uhr der Wecker geklingelt hatte, hieß es schnell zusammenpacken und frühstücken, denn um 8 Uhr mussten wir Marvin beim Stromaufladeplatz abholen. Außerdem wollten wir ja abends bei Bruno ankommen, also mussten wir uns ranhalten (und der Stift fängt jetzt auch noch an, launisch zu werden, liegt das an Marvins schlechtem Einfluss? Oder einfach nur an der Tatsache, dass er sich schämt, weil auf ihm „Geflügelverladung“ draufsteht, was mir jetzt ersta auffällt… egal, ich finde, dazu hat er keinen Grund, immerhin macht er seine Aufgabe sonst ganz gut – bin ich gerade vom Thema abgekommen? *räusper* ähm…

Ach ja, also, nach einer weiteren Portion Kleberührei machten wir uns munter auf den weg – trotz schlechtem Schlaf und leichtem
Stress hochmotiviert (immerhin hatten wir nun zwei Milchschnitten dabei, die uns die Aufladefrau geschenkt hatte).

Es fing auch gut an, bis… ja, bis wir mitten im Wald waren, und Marvin beschloss, dies wäre der perfekte Zeitpunkt, um beleidigte Leberwurst zu spielen, und einfach auszugehen. Das wäre ja an sich nicht schlimm gewesen, denn er schaltet sich auch ohne Grund gern mal aus, wenn er nur wieder angegangen wäre. Gibt’s ja nicht, den ganzen Tag nur rumhängen und mitschleppen lassen, und dann schlappmachen…

Wir bemühten uns, völlig orientierungslos, nicht in Panik zu verfallen, u d machten uns doch etwas frustriert auf den Weg ins nächste größere Dorf, an dessen Namen auf unserer Route wir uns noch erinnern konnten.

Dann… ein leises, etwas klägliches Piepsen. Lotta bremste (!!), und drehte sich um: „Marvin!?!?“, mit hoffnungsvollem Blick. Und tatsächlich: dies wird als die wunderbare Wiedergeburt Marvins in die Geschichte eingehen. Er wollte wohl doch noch nicht ins Licht gehen.

Jetzt wieder voll motiviert (und nachdem wir die Orte, die an diesem Tag auf unserer Route lagen, aufgeschrieben haben, man weiß ja nie) radelten wir weiter – noch nichts ahnend von dem Schrecken, der uns bevorstand.
Vielleicht war die Wiedergeburt doch nicht gaaaaanz so wunderbar, denn Marvin hatte, frisch wieder im Leben, keine bessere Idee, als sich den lehmigsten, holperigsten, steilsten, schleifigsten und überhaupt grässlichsten Weg über den höchsten Berg rauszusuchen, den er finden konnte (vllt. Kommt er in die Wechseljahre…)

Nachdem wir Mühe hatten, unsere Räder hochzuschieben (!), was sich eine gute Stunde hinzog, waren wir relativ platt, als wir wieder runterfahren durften, was wir allerdings mit voll angezogenen Bremsen tun mussten, da der Weg runter nicht wirklich besser war, als der rauf.

Dann allerdings schien sich Marvin gedacht zu haben, dass es an der Zeit wäre, einzulenken (vllt. waren es auch die mordlüsternen Blicke unsererseits, die ihn ein wenig beunruhigten)…

Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns wieder auf den Weg, immerhin war es bereits Nachmittag, und wir hatten kaum Strecke geschafft (wir waren uns sogar ziemlich sicher, das wir es nicht mehr bis zu Bruno schaffen würden, auch wenn das keiner von uns beiden laut aussprechen wollte.
Aber man sah es an den missmutigen Blicken zu den Rädern, während wir Studentenfutter und das restliche übriggebliebene Essen so langsam wie möglich aufaßen).

Aber plötzlich war es FLACH, soweit man sehen konnte. Wir drehten uns um, schauten uns an, und sagten „Wow, schau mal was wir geschafft haben“, als wir den gewaltigen Höhenzug hinter uns sahen (Lotta gerade beim Schreiben: „das war das Pfalzgebirge. Ich hab gestern so oft gedacht: Scheißpfalz! Gottverdammte Pfalz!!!“)

Nun konnten wir auf jeden Fall Gas geben, und wie!
Irgendwann, als wir an einem Ortsschild vorbeifuhren, meinte Lotta „Ich glaub, wir sind bald da!! Zumindest war auf der Karte Kandel ziemlich nach beim Ziel. Oder gibt’s 2 Kandel? Wo sind die Kilometer hin!?“

Und wirklich, es waren nicht mehr viele Kilometer, und wir glaubten wieder daran, dass wir es bis zu Bruno schaffen könnten. Völlig erschöpft erreichten wir Karlsdorf-Neuthard um ca. 8 Uhr, nachdem Bruno und seine Frau schon zwei Stunden nach uns Ausschau gehalten hatten (jaaaa, wir waren müde, waren immerhin mit mittlerweile gefühlt 100 kg Gepäck 100 km gefahren und außerdem mussten wir ja noch auf diese blöde Fähre warten…)

Nach der herzlichen Begrüßung, einer kalten Dusche, einem wirklich sehr leckeren Essen und dem Anblick der gemachten Betten fühlten wir uns wieder wie Menschen – es gab sogar Maiswaffeln, OH MEIN GOTT… und Schokolade, und Erdbeeren, und guten Wein, und Cocktails, und wirklich nette Gesellschaft. Ein rundum gelungener Abend und Bruno werden wir jederzeit wieder gerne besuchen. Nur am Abend waren wir dann einfach zu fertig zum Schreiben (bzw. Lotta zu beschwipst ^^).

Fazit:
1. Mann, uns geht’s richtig, richtig, richtig gut!!!
2. Mann sind WIR gut! ^^
3. Marvin… grrrrrrr…. (musste mal gesagt werden)

(Anmerkung von Lotta: ich glaube eher, er kommt in die Pubertät, bald kriegt er Pickel und schielt Susi beim Fahren in den Ausschnitt!)

Ach ja, und das schönste Bild des Tages: Als wir zwischen 2 Dörfern auf der Landstraße zwei Senioren überholten, die sich mitten auf der Fahrbahn in ihren elektrischen Rollstühlen ein Rennen lieferten, und einen Mordsspaß dabei hatten.
Etwas entrüstet waren sie nur, als wir vorbeizogen „Heeeeee! Die sinja schnelle als wiiier“

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:33
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:56

Tag 7

Wir durften ausschlafen und genossen jede Sekunde in den weichen Betten (wenn auch der Sonnenbrand auf Beinen und rücken wie eine zu hoch eingestellte Heizung wirkte).

Als wir gegen 9 aus unserem abgedunkelten Ruhepol ans Tageslicht krochen, hatten Bruno und Elisabeth schon ein üppiges Frühstück
vorbereitet (und unser deutscher Lieblingsriese machte uns sogar noch Spiegeleier… „Verwöhnt die Jugend nicht so“ könnte man denken – aber wir fanden’s toll =) Und ein bisschen hatten wir es uns ja doch verdient.

Da wir ja irgendwie auf unsere Route zurückkommen mussten, suchten wir mit Marvin einen Ort in der Nähe der Route, zu dem wir uns dann hinnavigieren lassen wollten. Und irgendwie muss uns dabei ein wirklich, wirklich dämlicher Fehler passiert sein. Denn als wir die 30 km bis zum erwählten Ort fast ganz gefahren waren, und mal schauen wollten, wie wir nun auf die Route kommen würden, bekamen wir den Schock des Tages: Wir waren in die entgegen gesetzte Richtung gefahren!! Und während uns andere Hindernisse oder Tiefschläge Marvins, des Imperators oder des Schicksals allgemein sonst eher kalt gelassen hatten, waren die Kilometer auf der gleichen Strecke zurück etwas… verbissen.

Aber irgendwann waren wir auf der neuen Route (die wir erstellt hatten, indem wir einen Ort zwischen Karlsruhe und Stuttgart, nämlich „Schlossgartensee“ als vorläufiges Ziel auswählten – Marvin kommt nämlich mit größeren Distanzen nicht so gut klar, so schön eine Direktnavigation nach Stuttgart auch gewesen wäre), und zogen das Tempo ganz schön an, so dass es am Ende doch noch ca. 40 km „Tagesplus waren. Das lag wohl auch mit daran, dass es echt viel bergab ging – was uns im Moment ein wenig beunruhigt. Denn da Karlsruhe tiefer liegt als Stuttgart (was uns JEDER, der von unserem Ziel hört, mit dramatischer Miene betonen muss) liegt morgen wohl einiges vor uns. Egal =) Nur nicht zu weit voraus denken…) Und außerdem war bei beiden der Ergeiz groß, das gesteckte Zeil zu erreichen.

Jetzt sind wir im Örtchen Kimbach, nachdem unser Ziel als See demaskiert wurde (ähm ja, das hätten wir bei dem Namen auch irgendwie wissen können), haben ein stark improvisiertes Abendbrot gegessen (es ist Sonntag, und irgendwie ist das Essen alle. 2 Äpfel und 2 Packungen Kekse wurden uns schon vom heutigen Marvin-Lader gespendet, die Milch hat gestern stark gelitten und entwickelt bereits Persönlichkeit, also wird das Frühstück noch improvisierter: Äpfel-Soja-Restmüsli Kekspampe, das wird bestimmt… Interessant ^^).

Aber eigentlich, obwohl es regnet und wir ganz allein in der großen und gefährlichen Welt sind (Susi stöhnt gerade „ich weiß nicht, wie oft ich schon gehört oder gelesen hab, `passt auf euch auf`“…) Geht’s uns ziemlich prima! Und ein bisschen stolz auf uns sind wir trotz der etwas alternativen Wegführung heute morgen, auch wenn wir fast froh sind, kein Internet zu haben, so wie im Forum wahrscheinlich grad über uns gelästert wird…

Das Fazit des Tages ist also nicht nur „2mal gucken und dabei das Hirn einschalten kann nicht nur beim Skat eine ECHT GUTE Idee sein, sondern natürlich auch Mann, geht’s uns gut!!

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:33
zuletzt bearbeitet am 14. August 2012, um 23:58

Tag 8

Nachdem Lotta mich praktisch mitten in der Nacht (es war kurz vor 8...) aus dem Bett geschmissen hat,aßen wir unser wirklich nicht schlechtes Frühstück und packten die noch halbnassen Sachen zusammen. Obwohl wir trotz riesiger Steine im Rücken überraschend gut geschlafen hatten, waren wir ziemlich müde, als wir uns auf den Weg machten, mit dem Ziel, erstmal schnellstmöglich einen Supermarkt zu finden, und dann irgendwann im Laufe des Tages in Stuttgart anzukommen. Immerhin waren es auf der Bundesstraße nur noch 47 km, wie Lotta gestern erfahren hat. Aber nachdem wir beide ein etwas ungutes Gefühl hatten, als wir die stark befahrene Straße sahen, beschlossen wir, uns doch lieber von Marvin zu unserem Ziel navigieren zu lassen.

Der allerdings schien langsam etwas beleidigt, weil wir uns in den letzten Tagen angewöhnt hatten, seine sinnlosen „Abkürzungen“, die immer Umwege bedeuteten, zu ignorieren, was ihn immer zu einem empörten Piepsen veranlasste. Auch nach dreimaliger Neuberechnung wollte er uns immer noch irgendwelche „Marvinwege“ entlangführen anstatt einfach der Straße zu folgen. Jedenfalls weigerte er sich hartnäckig, uns nach Stuttgart zu navigieren, egal von wo aus. Also suchten wir den Weg selbst und konnten es kaum glauben, als wir gegen 17 Uhr tatsächlich in Stuttgart waren (aber wer hat um Himmels Willen diese Stadt so genaut, dass man immer entweder hoch oder runter fährt, aber NIE gerade?)

Leider stellten wir dann fest, dass Andy uns erst am Mittwochnachmittag erwartete (irgendwie waren wir doch trotz aller Probleme, Boykottversuche und Zweifel sehr schnell vorangekommen, damit hatten beide nicht so wirklich gerechnet.), also mussten wir für zwei Nächte eine andere Unterkunft suchen. Die fanden wir bei Lottas Onkel Florian und seiner Frau Gundula. Und nun lief Marvin nochmal zu Höchstform auf, als wolle er uns beweisen, dass er eben DOCH geradeaus führen könne - also ging es quer durch die umgebende Bewaldung (WIE hoch geht es denn in Stuttgart??? Das ist ja unglaublich...) und schließlich noch einen wirklich, wirklich abenteuerlichen Pfad entlang. Marvin hat schon Humor...

Stolz und glücklich kamen wir dann an, und durften erstmal duschen – anschließend das einzige vegetarische Essen kosten, welches Florian kochen kann, aber wählerisch sind wir nun nicht mehr, falls wir es vorher waren (abgesehen davon hat es fantastisch geschmeckt :-), und Flo war sehr besorgt, dass wir verhungern würden, wenn er nicht den Tisch mit Keksen und getrockneten Früchten vollstellen würde.) Es war ein wirklich sehr netter Abend (trotz der plötzlichen Invasion^^ - und JAAA, wir haben sogar Skat gespielt).

Nun freuen wir uns noch sehr auf 2 schöne Tage in Stuttgart....Stadtbibliothek wir kommen!!!

Fazit:
1. Wenn du in Stuttgart bist un denkst: Höher geht’s nicht mehr, wirklich nicht!...vergiss es!!! Höher geht immer.
2. Mann geht’s uns gut!!

Ex-Stubenhocker #76024, 14. August 2012, um 23:59

Sodele, ich hoffe ihr habt/hattet Spaß beim Lesen :D

sporti1947, 15. August 2012, um 00:37

bin schon durch alles auf facebook gelesen

Ex-Stubenhocker #76024, 15. August 2012, um 01:07

Ist ja auch nicht grad wenig ;-) Deshalb Respekt an alle, die sich da durchgekämpft haben.

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