Unterhaltung: politik

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 18:42

Es ist eben ein Ammenmärchen, daß in Deutschland Neoliberale Politik dominiert.

Gerade anhand Deines Beispiels Mindestlohn sieht man den "speziell deutschen" Versuch einer sozialen Marktwirtschaft. Das entbindet die Tarifpartner nicht von ihrer Pflicht vernünftige Lohnpolitik zu machen.

hagenstein, 18. September 2017, um 18:45

gerade hast du mir dabei doch noch zugestimmt...^^

versteh ich nicht.

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 18:53

hui das geht schnell hier ...

Nein, die Einführung des Mindestlohns hat nicht die Gewerkschaften geschwächt (sowas machen die Genossen selber). Geschwächt wurde die Tarifautonomie an sich (als Rechtsgut in der Folge der Vertragsfreiheit in Dtl.

Nur damit wir uns da nich falsch verstehen: Ich persönlich bin der Meinung, daß
1.) der ML zu spät kam - er hätte Hartz 4 flankieren müssen
2.) der ML in einigen Branchen / Regionen zu niedrig ist

Der ML folgt den Kernlöhnen in der freien Wirtschaft ... das ist eindeutig NICHT Staatsaufgabe. Hier ist noch Luft nach oben.

hagenstein, 18. September 2017, um 19:04
zuletzt bearbeitet am 18. September 2017, um 19:04

Albrecht,wie kommt es dann,dass Arbeitgeber im gleichen Betrieb die gleiche Arbeit machen und unterschiedlich bezahlt werden ?

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 19:06

Hagenstein: Der kleine Unterschied liegt in der Ausschließlichkeit.
Natürlich setzt die CDU eine wirtschaftsliberale Agenda um. (deshalb die Zustimmung am Anfang).
Der Begriff Neoliberalismus ist ja schon zu einem Kampfbegriff verkommen und soll dem Entscheidungsfreiheit der Wirtschaft einen generell sozialfeindlichen Charakter unterstellen. (darauf bauen im übrigen einige populistische Bewegungen auf: siehe Trumps Kampf gegen Eliten, Them and us attitude usw.)

Ich sehe bei uns in Deutschland aber trotz einiger unschöner Erscheinungen (to big to fail), immernoch eine Ballance zwischen Freiheit der Entscheidung in der Wirtschaft sowie Ausgleich der sozialen Schere. Deshalb der Hinweis auf das Ammenmärchen einer vermeintlich ausschließlich wirtschaftsorientierten Politik.

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 19:13

Ja genau Hagenstein! Sowas kann ich auch nicht verstehen ... vielleicht als Übergangszeit, zur Wiedereingliederung oder Teilzeit .... aber doch bitte nicht regulär! Da müssen die Tarifparteien ran.

Watcher: genau hier verlässt mich das Verständniss zur AfD.
Was passiert denn, wenn die Lohnnebenkosten gesenkt werden?
Ekst runter? womit finanziert sich der Staat? Das ginge nur zu Lasten der Lohnsteuer und müsste vom "kleinen Mann und der kleinen Frau" bezahlt werden. sozial geht anders ...

hagenstein, 18. September 2017, um 19:18

Ich bin nicht firm im Tarifrecht.

Wann ist ein Arbeitsverhältnis tarifgebunden?

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 19:25
zuletzt bearbeitet am 18. September 2017, um 19:26

😀 Netter Versuch, aber Du musst Dir Deine Argumente schon selbst basteln.

Meine Juraprofessorin hat dazu immer gesagt "im Zweifel - lesen!".

https://dejure.org/gesetze/TVG
Paragraph 3

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 19:33
zuletzt bearbeitet am 18. September 2017, um 19:34

Watcher:
viele dt. Firmen bleiben gern hier in Deutschland.
Die Industrie freut sich über weltweit vergleichsweise niedrige Stückkosten (aufgrund der hohen Absatzmengen). Nur die manuelle (oft körperlich anstrengende Arbeit wird verdrängt)

Das Bildungswesen (oft gescholten) ist sehr leistungs- und anpassungsfähig.
Insbesondere die dreijährige Berufsausbildung setzt international Maßstäbe.

Die Ingenieure haben am Anfang einen schwereren Start als z.B. in den USA da bei uns "unternehmensfern" ausgebildet wird. später verwandelt es sich in einen Vorteil, da auf breiten Grundlagen aufgebaut wird.

hagenstein, 18. September 2017, um 19:39

Was nützt denn die Tarifautonomie wenn nicht alle daran gebunden sind ?

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 19:57
zuletzt bearbeitet am 18. September 2017, um 20:03

Das sagt ja das Wort selbst : Autonomie =
Zustand der Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit

Jeder darf selbst verhandeln. Wenn Du gut bist und etwas außergewöhnliches kannst, kannst Du selbst zum Chef gehen und wie Gunter Gabriel mit männlicher Stimme erklären: "Hey Chef ich brauch mehr Geld!"

Du darfst aber ebenso diese Verhandlung an eine Gewerkschaft abgeben - wie Du willst. Es gibt für Dich keine Beschränkung nach oben. Freiheit - Autonomie eben 😀

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 20:05

Kanst Du die Frage noch mal erläutern? Tarifautonomie ist ein generelles Recht. Meinst Du Tarifbindung?

hagenstein, 18. September 2017, um 20:19

Wenn dein Arbeitgeber in keinen Tarifvertrag eingebunden ist,was nützt der dann ?

Ich brech es mal runter.
Der "Tarifvertrag" an den wirklich alle gebunden sind,steht im Gesetz.

Ex-Stubenhocker #110870, 18. September 2017, um 20:24

Leiharbeit ist Sklavenarbeit . !!!

hagenstein, 18. September 2017, um 20:50

Und Albrecht,wenn du Jurist bist kannst du das gern "raushängen" lassen.

Ich habe kein Problem damit weniger zu wissen als du und lerne gern dazu.

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 20:56

Ah ok ... dahin gehts...

Ja dann muss man eben selbst sein Glück in die Hand nehmen - wie in fast allen Staaten der Welt üblich.

Oder man spricht sich mit den Kollegen ab und tritt in die Gewerkschaft ein. Da stellt sich bei mir die Frage: "Weshalb haben die Gewerkschaften einen derartigen Mitgliederschwund in den letzten Jahren zu verzeichnen?"

Skalde: für den Bereich Industrie kann ich diese Parole verstehen. Auf dem Bau kenn ich schon differenzierte Meinungen.

In einem DD Unternehmen wurde 2016 eine neue Werkhalle angebaut. Dabei ging der Chef regelmäßig inspizieren und kam mit einigen Leiharbeitern (der beauftragten sub Baufirmen) persönlich ins Gespräch.

Da für die neue Linie Arbeiter gesucht wurden, sprach er und die Personalchefin die Elektroinstallateure an ob sie nicht wechseln würden. Bedingung:
1.) Festeinstellung
2.) Firmentarif (ca. 12% über Metall)
3.) Standorttreue

Antwort: Nein, da sie bei Leiharbeit in den letzten Jahren NIE Kurzarbeit hatten. Wenn an einer Stelle die Arbeit zuende war, dann wurden Sie im Eiltempo an eine andere Stelle verlegt wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurden. (Jobgarantie)

Ihr Lohn war bereits weit über Tarif damit sie nicht durch andere Leihfirmen abgejagt werden. (Lohn)

Und besonders überraschend: Sie fanden einen regelmäßigen Ortswechsel ok, denn die Unterbringung hatte sich spürbar in den letzten Jahren verbessert.

AlbrechtDerArme, 18. September 2017, um 20:58

Ne Hagenstein, bin ich nich ... nur als kleiner Wirtschaftler musste ich halt auch ein wenig Jura mitmachen.

Das schützt nicht vor regelmäßigen Überraschungen, welche die Juristerei in der Realität mit sich bringt.

Bernadette, 19. September 2017, um 08:44

Watcher,

für Dich:

Laut BKA wurden 2.250 Straftaten im Zusammenhang mit dem Bundestagswahlkampf registriert.

Sachbeschädigung, Beleidigungen, Körperverletzungen.

Ein besonders schlimmer Fall:

In Dresden wurde ein 72-jähriger AfD-Wahlhelfer an einem Infostand angegriffen und auf ihn eingetreten. Er erlitt dabei Verletzungen und musste im Krankenhaus behandelt werden, heißt es im Bericht der sächsischen Polizei.

Wenn politisch gegensätzliche Meinungen fanatische Züge annehmen, gibt es dafür von mir

👎

Bernadette, 19. September 2017, um 12:16
zuletzt bearbeitet am 19. September 2017, um 12:18

Na na, Watcher, nicht gleich übertreiben.

Ich sehe hier eine Gefahr für unsere Demokratie.

Die Strategie des Wahlkampfs, besonders der kleineren Parteien, vermehrt die eigenen Stärken und Inhalte beiseite zu lassen, und die rechts-populistische AfD immer mehr zum Gesprächsthema zu machen, lässt dieser Partei viel zu viel Aufmerksamkeit zukommen. Auch negative Presse ist Presse.

Zitat Angela Merkel:

"Wenn wir untereinander nur den kleinen Vorteil suchen, um zum Beispiel noch irgendwie mit einem blauen Auge über einen Wahlsonntag zu kommen, gewinnen nur die, die auf Parolen und scheinbar einfache Antworten setzen", sagte die Kanzlerin.

Befürchte ich ebenso.

Zudem die Medien nicht müde werden, der Kanzlerin eine Zukunft als solche zu prognostizieren und immer noch 50 Prozent der Wahlberechtigten nicht wissen, wo ihr Kreuz letztendlich stehen wird. All dies, in Kombination mit den in meinen Augen strategisch unklugen verbalen Attacken der kleineren Parteien, bereitet mir große Sorge, dass diese demokratie-gefährdene Partei mit diesen ungewollten "Hilfestellungen" doch zweistellig gewählt wird.

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