Skat-Strategien: Skat- Einmaleins

Andi0259, 26. Juni 2011, um 12:15

Der Thread über das Anzeigen der Gegenfarbe hat mir wieder einmal deutlich gemacht, dass es sehr viel unverbreitetes Skatwissen gibt und die Nachfrage nach diesem auch sehr groß ist. Es gibt anscheinend sehr viele Stubenhocker, die immer wieder an eigenen Spielfehlern verzweifeln, Situationen falsch einschätzen, oder eben grundlegende Fehler begehen und das selbst nach jahrzehntelanger Spielpraxis. Und die sich mit den durchaus vorhandenen reichhaltigen Erfahrungen noch lange nicht zufrieden geben wollen, merken, dass sie des öfteren an ihre skatspielerischen Grenzen stoßen. Auch gibt es hier sehr viele Skat-Neulinge, die ganz sicher dankbar über jeden Tipp wären.
Zum Glück gibt es hier einige Spieler, die immer wieder etwas von ihrem Wissen preisgeben, ganz ohne egoistische Ziele, einfach so. An euch möchte ich mich wenden, mit der Bitte, in diesem Thread aktiv weiter zu machen. Und damit ihr auch kompetente Antworten verfassen könnt, gehören natürlich auch Fragen hier rein, je mehr, desto besser, womit die Bitte an die andere Personengruppe ebenfalls formuliert wäre ;-))

Ich zähle mich natürlich auch zu den Fragenden und fange auch gleich mal an:

Welche generellen Regeln gibt es für das Ausspiel im ersten Stich als Gegenspieler? Man kennt ja das allgemeine "dem Freunde kurz, dem Feinde lang", wobei es ja auch da wiederum Ausnahmen geben soll. Ich ertappe mich jedenfalls immer wieder dabei, dass ich beim Ausspiel oft keinen richtigen Plan habe...

Ich wünsche uns allen viel Spaß und Erfolg beim Lernen und Lehren...

LG Runkel

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 12:41

Lieber Runkel,

schöner Thread, aber gleich zu Anfang eine wochenfüllende Frage? Weia, wenn das so einfach wäre...

Ich stelle mal ein paar Allgemeinstatements rein, mal sehen, was sich entwickelt.

1. Oberregel: Es gibt kein immer oder nie. ich muss mir immer meine gesamt Karte ansehen und eine erste (extrem wage) Idee entwickeln, worum es in dem Spiel gehen könnte. Dann erst kann ich eine sinnvolle Entscheidung zum Aufspiel treffen.

2. Die alte Grundregel "Freunde kurz, Feinde lang" ist kein Allheilmittel, aber hat grundlegend schon einen sinnvollen Hintergrund.

3. Auf den AS in der Mitte ist immer einfacher. Je nach Karte mehrere Grundstrategien möglich.

a) Ich habe 1-2 ganz schwache Trumpf und komme evtl. nie mehr ans Spiel. Ich habe ein Farbe lang mit Ass und in einer Farbe die 10 selbst. Jetzt kann ich gut und gerne die dritte Farbe spielen mit folgender Überlegung: ich spiel evtl. nur einmal auf, gewinnen können wir nur, wenn mein Partner trumpfstark ist, also helfe ich ihm im ersten Stich seine einzige evtl. Problemstelle zu behebn, nämlich seine besetzte 10 in der dritten Fareb. Und verzichte dafür drauf, den AS auf Stich mit meiner Assfarbe zu setzen.

b) Ich führe die Trumpf selber (ab 4 aufwärts) und habe zwei besetzte Zehnen. Hier versuche ich evtl. im ersten Stich eine frei zu bekommen, denn noch weiss der AS nix und später klärt sich die Karte und er holt meine 10er auf tutti ab.

c) Ich habe 3 starke Trumpf, eine blanke, eine Farbe zu zweit und Ass 10 König. Hier geht eigentlich nur das Ass!

d) Ich habe 3 mittelprächtige Trumpf von denen ich aufgrund fehlender Reizung kein Ahnung habe, was sie wert sind. Eine blanke, Ass König Dame 8 und Dame Lusche. Hier tendiere ich zu König oder Dame vom Ass. Einfach mal testen und weitersehen.

e) Ganz wichtig! Das Aufspiel einer blanken auf den AS in Mittelhand ist wesentlich schwächer und druckloser als auf den AS in Hinterhand. Grund: in diesem Falle komme ich, wenn AS durchlässt und mein Partner rankommt, in MH. Und steche bei Nachspiel evtl. ins Leere...

Wenn wir alles halbwegs Sinnvolle hierzu schreiben, sind wir bei zzzz) :-)

4. Aufspiel auf den AS in Hinterhand. Tendenziell schwieriger, da er dann 2 Karten sieht und "frei" entscheiden kann, ohne Druck und Risiko. Daher hier für's Erste mal nur ganz grundlegende Überlegungen.

a) Ich habe selbst starke Trumpf (3 starke - Kreuz Bube, Karo Bube, Trumpf Lönig als Beispiel, oder 4 brauchbare aufwärts). Jetzt tendiere ich gegen blank, ich will ja nicht trumpfen müssen. Hier werde ich, wenn vorhanden, wahrscheinlich (!!!) ein Ass rauslassen.

b) Blank ist nie verkehrt. O-Ton eines Ex-Weltmeisters, der vermutlich der "technisch" beste lebende Spieler ist.

c) Ich habe wenige schwächliche Trümpfe und keine Ahnung worum es geht (auch der beste Spieler kann ohne Reizung nichts wissen...). Jetzt ist so ein Zug unterm Ass einen hervorragende Möglichkeit, das Spiel zu eröffnen ohne es im ersten Zug zu zerstören.

Dies waren als Anfang nicht einmal die ersten 0,1 % dessen, was es dazu zu sagen gibt :-)

Ich wiederhole mich gerne mit meiner Meinung, daß Skat komplexer als Schach ist!

Bin mal gespannt, was in diesem Thread noch so alles kommt...

samson50, 26. Juni 2011, um 12:50
zuletzt bearbeitet am 26. Juni 2011, um 13:03

@Runkel
Herzlichen Dank für den neuen Thread. Ich sehe, Du läufst wieder zur Hochform auf ;-)
Wenn ich mit einem Partner zusammenspiele und ich bin in der Vorhand, spiele ich bei einem Farbspiel auch mal einen Trumpf blank aus, um meinem Partner zu signalisieren, dass ich keine Trümpfe mehr habe, und stattdessen hohe Punkte zum Schmieren habe.
LG samson50

Bettek, 26. Juni 2011, um 12:50
zuletzt bearbeitet am 26. Juni 2011, um 12:52

klinke mich mal zu punkt 4 ein:
oberstes gebot ist, seinem mitspieler in mh nie eine 10 blank spielen. heisst: von der eigenen 10 spielen oder von der eigenen ass oder diese selbst. letzter ausweg - lieber mache ich mir einen 10er kaput als meinem ms. habe ich überhaupt keine möglichkeit von diesen - wird der reizwert in die überlegung mit einbezogen.

Ex-Stubenhocker #75403, 26. Juni 2011, um 12:50

ich habe auch mal eine fraga an die experten: wenn man als nicht-alleinspieler eine blanke 10 besitzt, und keine aussicht sie in trumpf schmieren zu können, da selbst zuviel trumpf, immer ausspielen? habe da schon unterschiedliche meinungen gehört.

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 12:53

Sehr wichtige und gute Ergänzung Bettek!!

Bettek, 26. Juni 2011, um 12:53

mitch - vorraussetzung: gleichwertige spieler - dann immer ausspielen - unterschiedliche spielstärken - darauf hoffen, dass as mal unter der ass rausspielt.

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 12:54

mitch, immer, nie...

Kommt auf die Gesamtkarte und die Alternativen an, kann eine gute Option sein.

LieberTeufel40, 26. Juni 2011, um 13:20

@Samson
Einen blanken Trumpf aufspielen??? Davon halte ich nu mal nicht sehr viel. Du zeigst zwar Deinem Ms, dass Du nur einen hast. Aber der As weiß das dann auch und kann dem entsprechend reagieren. Das Spiel ist von anfang an verraten!

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 13:21

Blanker Trumpf? Einer von tausend Fällen mit einem Bündel anderer Gründe gepaart sinnvoll - sonst: NEIN!!

sporti1947, 26. Juni 2011, um 13:22

ich spiel blanken trumpf nur wenn ich genug volle hab zum wimmeln

Ex-Stubenhocker #16680, 26. Juni 2011, um 13:40

Runkel, klasse Beitrag !
Ich denke, man kann das Einmaleins nicht immer zu 100 pro umsetzen bzw anwenden , eher nur dann, wenn man seine GS kennt - sehr sinnvoll.
@wolfsschnauze+Bettek- einfach klasse eure Erklärungen !
Ich spiele viel, aber nicht nur, vom erlernten Bauchgefühl, teste auch oft neues, da ich nach 2-3 stichen dann meist den weg des AS erkannt haben sollte.
Meine Frage an Euch hier :
Habe in Vorderhand als Mitspieler 3 Farben , je 1 Ass + 2 bzw einmal 3 Luschen.
Ziehe ich anfangs 1 Ass ?
Wenn ja welches ?
Oder unter Ass anspielen ?
Was ist sinnvoll oder geht geläufig am sichersten ?

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 13:47
zuletzt bearbeitet am 26. Juni 2011, um 13:48

Da fehlen mir einge Info's:

1. AS in MH oder HH?
2. Ist der Rest Trumpf? Also 4? (1+2+3= 6 Fehl)
3. Oder heisst je ein Ass Du hast alle drei, also einmal blank, einmal zu dritt, einmal zu viert? Also 2 Trumpf?
4. Egal wieviel Trumpf, wie stark sind sie?

Wenn es immer alles so einfach wäre im Skat...
:-)

Ex-Stubenhocker #16680, 26. Juni 2011, um 13:53

@wolfsschnauze
meinte so, meine 3 Farben kein Trumpf. ich als MS in VH.
z.Bsp. 1 Kreuspiel : Reizwert bei 24 Aufnahme.
meine Karten z.Bsp.
H Ass -Kö-9-8-7
P Ass -Da-7
K Ass -Kö-Da
wie spiel ich auf ?

Ex-Stubenhocker #16680, 26. Juni 2011, um 13:54

bei Herz die 7 weg (5) sorry

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 14:06

AS in MH oder HH? Ganz wichtig!

AS in HH: Spiele ich Herz 8 auf. Ich weiss nicht, was der AS mitführt, habe 3 Volle ohne Trumpf und darf m.E. jetzt keinen Vollen dem AS in den Rachen werfen. Und ich muss weg vom Spiel. Mein Partner muss das Spiel gestalten.

AS in MH: Auch hier kein Ass, aber da AS jetzt in ungünstiger MH ist, kann er das gerne bleiben, wenn ich nach dem ersten Stich dranbleibe. Daher jetzt Herz König.

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 14:08
Dieser Eintrag wurde entfernt.

sweetyyyy01, 26. Juni 2011, um 14:10

ich würd von herz den könig spielen,weil es 1.meine längste farbe ist und ich 2. gleich sehe,wie es steht. vielleicht hat as alle 3 gegen und wir bekommen seine 10 noch. wenn nicht,wird er beim könig wohl seinen ersten trumpf opfern.

sweetyyyy01, 26. Juni 2011, um 14:10

^^

Ex-Stubenhocker #16680, 26. Juni 2011, um 14:13

@wolfsschnauze - Danke , hast mir beide Möglichkeiten erklärt !
Gleiche Prozedur bei Grandreizung 48:
Habe die gleichen Karten, AS sitzt in MH bzw HH.
ich in VH. Ass immer raus unter drunter spielen ?
Habe schon zig Varianten ,bei vl Spiel gab es die dollsten Äußerungen !

Ex-Stubenhocker #16680, 26. Juni 2011, um 14:13

@Süße, danke :-))

sweetyyyy01, 26. Juni 2011, um 14:16

bei grand egal ob hinten oder vorn würd ich herz as spielen. je nachdem,was fällt herz weiter,oder andere asse antasten.

LieberTeufel40, 26. Juni 2011, um 14:21

Natürlich das Ass von der längsten Farbe! Damit der As eventuell einen seine 2 Buben opfern muss und Dein Ms mit seinen 2 Buben stark wird.

Ex-Stubenhocker #16680, 26. Juni 2011, um 14:23

Danke LT40+Süße !

wolfsschnauze, 26. Juni 2011, um 14:28

Grand bei 48, was hat mein Partner gereizt? Vermutlich Null ouvert, denn das er auch noch einen Grand hat wo Du 3 Asse führst und der AS Grand spielt - unwahrscheinlich. Also hat Dein Partner wahrscheinlich viele Luschen.

Daher AS in HH ein Ass. Welches? Auf keinen Fall das mit Dame und Lusche dabei, da ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, daß der AS die mit dem König abgedeckte 10 oben hat. Damit soll er mal schön selbsta antreten. Also eins der anderen beiden. Geschmackssache.

AS in MH. Jetzt kann ich als Trick auch wieder den Herz König ziehen. Wenn ein guter Spieler der AS ist, wird er allerdings mit der 10, wenn er sie oben hat, sofort draufsteigen. Daher wohl auch eher das Ass, vielleicht bekennt er und mein Partner kann mit König hinterher seinen einzigen Buben verstechen.

Wenn Du allerdings kein Kreuz hast, könnte Dein Partner Kreuz ohne 3 (oder ohne 4 abgebrochen) gereizt haben. Jetzt ist ja die Frage noch interessanter, was der AS überhaupt auf der Hand hat, um Grand zu spielen?

Bei dieser Vermutung AS in MH wieder Ass zu viert raus, bei AS in HH kann jetzt auch wieder die 8 vom Ass zu viert zur Übergabe-Option in Frage kommen.

Wird dann auch irgendwann zur Einschätzungsfrage des AS. Reizt er immer drauf? Also vlt. auch einen schwachen Grand mit 3? Oder spielt er als anderes extrem nur sehr gute Spiele? In letzterem Fall bietet sich auf den AS in MH auch die Variante, Ass mit der Hoffnung 3 mal Ass 10 mit drei Stichen tot an.

Also wieder keine eindeutige Antwort :-)
Skat ist so vielschichtig, ach das sagte ich ja schon :-)

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