Unterhaltung: Corona

mmaker, 24. September 2020, um 14:42

Danke, Kartenvernichter.

Ich hab ja oben irgendwo geschrieben, dass ich Reisen und speziell Auslandsreisen im Moment für eine schlechte Idee halte. Meine begründete Meinung. Aber da nicht zu differenzieren und pauschal ein "du spielst mit Leben" rauszuhauen finde ich befremdlich.

Vor allem, weil es explizit erlaubt war; der Konsens war also "kann und darf man machen". Ausserdem glaube ich nicht, dass Dein Ziel war, nach Bulgarien an den lokalen Ballermann zu fahren, um da mal so richtig schön unvernünftig sein zu können. In Deinem Fall nehm ich mal stumpf an, dass Dein Urlaub genauso sicher war wie zu Hause (vielleicht sogar sicherer ;)).

Deine Erfahrungen beim Job glaub ich Dir gern. Ich finds auch gut, dass Du solche Aspekte wie Faulheit bei einigen siehst - die Leute biegen sich ihre Argumente halt gern mal so hin, dass für sie das Beste daraus herauskommt.

Ich geb Dir mal ein anderes Beispiel: Zur Zeit des Homeschoolings war es für uns wichtig, dass Laura auch mal "Playdates" hatte. Vor allem, weil Laura ja Einzelkind ist. Wir haben dann die jeweils anderen Eltern gefragt, wie umsichtig sie in Bezug auf Corona sind (ansonsten hätte man die Kinder ja auch gleich zur Schule schicken können). Unangenehme Erfahrung: Eine Frau mit zwei Kindern sagte uns, sie würde sehr drauf achten und ihre Kinder kämen nur mit einer festen kleinen Anzahl zusammen. Hinterher haben wir dann erfahren, dass das stumpf gelogen war: die Kinder waren wahllos jeden Tag woanders und meist auch in großen Gruppen.

Inzwischen ist auffällig, dass die Dame (obwohl sie nicht arbeitet) ihre Kinder sowieso regelmäßig woanders parkt, um in Ruhe Tinder zu verwenden und jede Menge Dates zu machen. Es sei ihr gegönnt, obwohl ich mich frage, wozu man Kinder kriegt, wenn die offenbar nur stören. Aber die Lügerei geht doch wohl garnicht - Egoismus und offenbar nur, damit wir als nützliche Idioten ihr ihre Kinder vom Hals halten (wir haben ein ziemlich großes Grundstück und sehr viele Spielmöglichkeiten drinnen und draussen, so dass die Playdates oft bei uns stattfinden).

Ich muss allerdings immernoch sagen, dass ich hysterische Leute, die überall Seuche und Zombies sehen persönlich nicht kenne - mit Ausnahme einiger Leute mit Angststörungen und einige ältere Leute mit Demenz oder Alzheimer, die meine Liebste und ich Rahmen eines Vereins ehrenamtlich betreuen.

Diese unsäglichen Diskussionen guck ich mir auch nicht an. Das rationale Ziel ist und war von Anfang an "flatten the curve". Alles andere ist nur Geplenkel, bei dem man teilweise sehr gut merkt, dass es um Selbstdarstellung und oft um Ziele geht, die mit der Lösung des eigentlichen Problems rein garnichts zu tun haben.

mmaker, 24. September 2020, um 14:45
zuletzt bearbeitet am 24. September 2020, um 14:49

ps: Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich schon lange erfolgreich von gewissen Leuten fernhalte - was bei Dir ja schon aufgrund Deines Jobs offenbar nicht so leicht ist...
Was mir allerdings auch auffällt, ist, dass bei Einkaufen etc fremde Leute noch patziger, ungehobelter und passiv-aggressiver auftreten als sonst.

mmaker, 24. September 2020, um 14:46

hagenstein,

DIE willst Du nicht. Da schütze ich Dich als guter Kumpel mal lieber vor Dir selbst :)

Kartenvernichter, 24. September 2020, um 14:49

@ Hage,

ja, das kommt das weibliche Gen in mir durch

mmaker, 24. September 2020, um 15:01
zuletzt bearbeitet am 24. September 2020, um 15:01

hagenstein,
Du bist ein mieser Angeber. Ich nehme an bei den ersten Elf handelt es sich zum größten Teil um imaginary friends oder Leute, die bereits verstorben sind und deshalb nichtmehr das Gegenteil behaupten können. ;)

Kartenvernichter, 24. September 2020, um 15:13

Wir waren in Kroatien, zusammen mit 4 anderen Paaren in einem Ferienhaus welches nicht in einem der zu dem Zeitpunkt ausgerufenen Riskogebieten steht.Das Ganze war schon weit vor Corona so geplant und gebucht. Das wir es so durchführen konnten war also auch ein wenig Glück.
Grundsätzlich bin ich eh nicht so der Ballermanntyp und kein Freund von Menschaufläufen. Je älter ich werde, desto mehr sind mir Menschenmassen ein Greul.
Ich weiß das ich gewisse Risiken eingehe, in dem ich ein Restaurant besuche oder mich in die Kneipe setze. In der aktuellen Zeit sind sie leider eh nicht so gut besucht, so das man in den Dingern teilweise sicherer ist als auf dem Wochenmarkt um die Ecke.
Welche Komplikationen sich in Sachen Kinder, Homeschooling, Homeoffice usw. ergeben entzieht sich leider, oder zum Glück, mangels Kinder meiner Kenntnis, auch wenn man das ein oder andere dank bei uns beschäftigter Mütter mit bekommt. Was ich mir allerdings gut vorstellen kann, das in dieser Zeit sicherlich der ein oder andere Defizit in Erscheinung tritt, der eigentlich unnötig wäre und

Kartenvernichter, 24. September 2020, um 15:15

Wenn es bei dem ein oder anderen nicht mal Kronkiesel sind....

Ex-Stubenhocker #261639, 24. September 2020, um 15:21
zuletzt bearbeitet am 24. September 2020, um 15:26

skat_to_go
murckel ist weg na und !!!
wenn die skatstube mich loswerden will wird sie mich schon benachrichtigen,und für mich ganz sicher kein verlust hier mitzuspielen. wenn ich jemanden als klugscheißer bezeichne ist das keine beleidigung sondern ganz einfach eine festestellung. und ada kann mir lieben soviel er will.

Ex-Stubenhocker #261639, 24. September 2020, um 16:06

skat_to_go
und warum ist murckel weg ?. hatte keine lust mehr mit euch zu diskutieren ,oder wurde er disqualifiziert.

AlbrechtDerArme, 24. September 2020, um 16:16

🙄 vielleicht klaut er gerade mal wieder ein Bagger?

mmaker, 24. September 2020, um 16:23

Kartenvernichter,
keine Kinder zum Verständnis notwenig. Es ging mir neben Verantwortungslosigkeit um Lügen und Egoismus. Drauf kam ich weil Du mit Deinem Faulheitsargument Ähnliches ausgedrückt hattest.

Wir beide sind denke ich in unseren Ansichten keineswegs 100% auf einer Linie. Das sind für mich aber diskutable Schattierungen und kein Grund zur Aufregung. Im Gegensatz zu manch anderen (zum Glück hält sich die Anzahl in Grenzen) befinden wir uns beide soweit ich sehe auf der Ebene der Vernunft und haben ein Weltbild, das auf der Realität beruht.

mmaker, 24. September 2020, um 16:40
zuletzt bearbeitet am 24. September 2020, um 16:49

Albrecht,

möglicherweise hat er auch einfach die Ehrungen und die Zustimmung nicht erhalten, die ihm seiner Ansicht nach zustanden und von denen er in Erzählungen aus der realen Welt ja immer gern berichtete.

Vielleicht waren seine gigantischen Eier auch nur einfach 3 bis 5 Dimensionen kleiner als er gern durchblicken lassen wollte.

Vielleicht hat ihn auch irgendetwas mal zum nachdenken gebracht (ich weiss, eher nicht aber ich kann aus meinem Gutmenschendenken halt nicht raus).

Vielleicht hat er sch auch den Facebooks dieser Welt zugewandt, wo es leichter ist, Jünger zu finden.

Vielleicht hat er auch schlicht sinnvolleres zu tun als unbewaffnet intellektuelle Gefechte anzuzetteln.

Vielleicht hat seine komplette Angstlosigkeit und Todesverachtung ja auch dazu geführt, dass er der französischen Fremdenlegion beigetreten ist.

Man weiss es nicht - ich hoffe, er bleibt gesund und kümmert sich liebevoll um seine Familie.

Kartenvernichter, 24. September 2020, um 20:19

Ich fand Murkels Aussagen manchmal krass, aber doch nicht immer so weit weg von meinen Ansichten wie von den Ansichten des ein oder anderen unter euch.

mm,
deine Aussage ehrt mich, aber dennoch befürchte ich, das unsere Ansichten auf die Realität zwei völlig verschiedene sind. Ich selbst würde mich eher als konservative, wie John immer so schön sagt, Mitte bezeichnen. Aber wenn ich so das ein oder andere lese, sehe, höre, dann bin ich aus diesem Blickwinkel eindeutig rechts.

mmaker, 25. September 2020, um 02:36

Kartenvernichter,

dieses ganze links-rechts-mitte Gedöhns ist wenig sinnvoll. Obacht: von links-EXTREM oder rechts-EXTREM rede ich hier nicht.

Ich selbst würde mich selbst als klassischen Liberalen bezeichnen (nicht irgendwie mit der FDP verwechseln, es gibt in Deutschland keine klassisch liberale Partei. Ich glaube auch nicht, dass es solch eine geben könnte, aber das ist für ein Paar Sätze deutlich zu komplex).

Wo soll ich mich jetzt also in diesem Recht/Links Spektrum einordnen? Antwort: nirgendwo. Der Kardinalfehler ist meiner Meinung nach zu glauben, dass das Spektrum von links bis rechts irgendwie alles abdeckt, was man an Haltungen so haben kann und dass diese fest zu sein haben. Das heisst aber nicht, dass diese Pole unwichtig sind. Sie erfüllen wichtige Aufgaben:

Für mich sind Links und Rechts (besser: konservativ) Sichtweisen, die im besten Fall im ewigen Wettstreit miteinander dafür sorgen, dass ein gemeinschaftliches System funktioniert. Kurzversion (auch dies ist viel zu komplex, um es hier sinnvoll abzuhandeln): Die Aufgabe der Konservativen ist dafür zu sorgen, dass wünschenswerte Hierarchien von Kompetenz entstehen und erhalten bleiben, damit sowohl Ansporn für Leistung als auch Produktivität (das hört sich jetzt nach Wirtschaft an, umfasst aber alle Bereiche, wo etwas geschaffen wird) funktionieren. Die Aufgabe der Linken ist es, diese Hierarchien kritisch zu überwachen, durchlässig und fair zu halten und die immer bestehende Gefahr der Korruption zu bekämpfen - und zusätzlich auch noch dafür zu sorgen, dass alle etwas abbekommen/genug bekommen.

Beide sind zwingend nötig und wichtig, wenn einem an einer halbwegs stabilen und prosperierenden Gesellschaft gelegen ist. Besser oder schlechter gibt es für mich dabei schon rein logisch grundsätzlich nicht.

Nochmal: Das ist arg verkürzt und so kann man das was ich sage leicht missverstehen und bitte um Nachsicht. Vielleicht schreib ich in meiner Autobiographie ein Kapitel darüber. ;)

Folglich bin ich je nach Situation und Bedarf ein knallharter Konservativer, im nächsten Moment aber jemand, der sich weit nach links neigt. Normalerweise geht es da um verschiedene Themen. Das kann aber sogar in zeitlicher Abfolge das exakt gleiche Thema sein, falls sich die Waagschale (der Macht?) inzwischen in eine andere Richtung geneigt hat.

Die "Mitte" von der John so gern redet, ist meiner Meinung nach ein feiger Ort, an dem man meint, sich aus allem heraushalten zu können und das Treiben aus der komfortablen Position des niemals wirklich involvierten Kritikers zu beobachten und selbstverliebt zu analysieren. Es ist genau der Ort, wo ein Stillstand existiert, der im dynamischen Spiel der Kräfte garnicht existieren kann. Zumindest aber macht man sich selbst ziemlich überflüssig, wenn man dort verharrt - man trägt schlicht niemals etwas bei, wird aber subjektiv damit "belohnt", niemals einen Fehler machen zu können.

Das, was ich meinte, was uns beiden gemein ist, hat aber rein gar nichts mit politischen Ansichten zu tun. Wir versuchen beide, vernünftig an Dinge ranzugehen - dazu muss man erstmal verstehen. Und da haben wir beide die nützliche Eigenschaft, mit den Realitäten der Welt zu beginnen statt damit, dass nicht sein kann was nicht sein darf. So ist jedenfalls mein Eindruck.

@Hagenstein: Ausser Southern Comfort gibt es wohl kaum etwas, das so eklig ist wie diese Plörre. Aber trotzdem bleibt auch mir der blöde Werbesatz seit Jahrzehnten im Kopf. Hoffentlich hat der Autor des Satzes wenigstens ordendlich daran verdient.

JohnJohn, 25. September 2020, um 11:44

mmaker, ich möchte versuchen, deine durchaus interessanten und bedenkenswerten Aussagen - soweit sie direkt auf mich beziehen - etwas zu modifizieren.

Dass die Mitte eine "feige" Position ist, weil man sich da heraushalten könne und keinen Fehler begehen könnte, das stimmt doch höchstens subjektiv auf den Mittefan bezogen. Natürlich bin ich der Meinung, dass derjenige, der sich links oder rechts aus dem Fenster lehnt, die Dinge einseitig betrachtet und je weiter er sich aus dem Fenster lehnt, umso falscher liegt und Gefahr läuft, in eine extremistische Sichtweise zu verfallen, die ich als "Mittiger" dann auf jeden Fall für einen Fehler halte.

In den Augen derer, die schon zum Fenster rausgefallen sind, sprich in einer extremen Position verhaftet sind, ist meine Position aber doch bereits ebenfalls ein Fehler. Weil ich nicht mit ihnen springe, sondern in ihren Augen das jeweils andere Fenster wähle.

Für mich (einen "feigen Mittefan") wäre es eben die richtige Politik, aus jedem Fenster herauszusehen, vor einer Entscheidung, durch welches Fenster man schließlich kontrolliert springt oder was auch immer, genau zu analysieren - meinetwegen eine Art "Stillstand" mitzumachen - um dann sich für das Verlassen der gesicherten Mitteposition überlegt zu entscheiden.

Um beim Fensterbild zu bleiben: Das kann durchaus sein, dass man an einem Tag durch das rechte Fenster springt, am anderen durch das linke.

Es kommt eben darauf an, wie Landung, bzw. die Beschaffenheit des Bodens etc. ist.

Hinsichtlich des schwierigen Bildes bitte ich um die gleiche Nachsicht wie mmaker, was nichts anderes heißt, als sich eben NICHT auf etwaige Schwächen im Bild zu konzentrieren, sondern zu versuchen, in die Gedankengänge einzutauchen.

mmaker, 25. September 2020, um 15:34

John,

Deine "Mitte" ist eine Illusion, die nicht existiert. Sie fußt auf der Annahme, dass es ein fest definiertes Spektrum von links bis rechts gibt, wo die "Mitte" quasi die vernünftigste Position ist.

In der realen Welt ist dieses Spektrum aber keine Konstante und entsteht durch immerwährenden Kampf verschiedener Weltsichten und im besten Fall durch ein lernendes Verbessern der Lebensumstände. Was gestern noch deutlich links oder deutlich konservativ war, ist heute unbestrittene Position der Mehrheit und damit wohl irgendwo "mittig".

Nimm als Beispiel das Thema der Gleichstellung der Frau. Vielleicht siehst Du Dich heute in der Mitte. In den 50er Jahren wärst Du mit der gleichen Ansicht fast schon ein Extremist gewesen.

Oder nimm den Begriff "unserer" sozialen Marktwirtschaft. Ich nehme mal an, das ist eine Position der "Mitte". Die Leute, die in den USA die "Mitte" darstellen, sehen unsere Soziale Marktwirtschaft als puren Sozialismus.

Ändert sich also Dein Begriff der Mitte und damit Deine eigene Verortung, wenn sich Zeitpunkt oder Ort ändern?

In einer Gesellschaft, die sich Richtung links bewegt, würde die "Mitte" sich logischerweise ebenfalls nach links bewegen. In einer Gesellschaft, die sich Richtung konservativ bewegt, wird die "Mitte" zwangsläufig ebenfalls konservativer. Bestimmt also Dein Umfeld deine Position oder bestimmst Du diese lieber selbst?

Nein, was Du versuchst ist, zwischen zwei unklar und wandelbar definierten Begriffen eine Mitte zu finden, die damit automatisch ebenso unscharf ist.

Ich selbst vertrete Ansichten, die ich für richtig halte. Ganz egal, ob irgendjemand da draussen diese dann für links oder für konservativ hält - tatsächlich habe ich schon Leute staunen sehen, die meinten, mich in ihrem politischen Boot zu haben, weil ich Ihnen in einem Punkt zustimmte, dann aber erschreckt feststellen mussten, dass ich Ihnen im nächsten Punkt vehement und mit aller Wucht widerspreche.

Ich traue Dir die Unabhängigkeit zu, Dich ebenfalls entsprechend Deiner Sichtweisen von "richtig" und "falsch" zu positionieren, ohne dabei eine "Mitte" als Unterstützung zu brauchen. Ist es dann nicht besser, die intellektuelle Ehrlichkeit zu besitzen, sich von diesen Dingen zu befreien und schlicht zu sagen, dass man sich weigert, sich in ein unsinniges und unscharfes links-rechts-Spektrum IRGENDWO einordnen zu lassen? Sich die Freiheit zu nehmen, jede unterstützenswerte Idee zu unterstützen, jede Ungerechtigkeit zu bekämpfen auch wenn man sich dabei in einer Art positioniert, die irgendwelche Leute da draussen dann links oder konservativ nennen? Ja, manchmal ist das Richtige konservativ, manchmal ist das Richtige links. So what?

John, ich glaube, Deine "Mitte" ist ein Irrweg in der gleichen Art wie der Begriff des "Agnostikers" eine unlogische schwache Selbstbeschreibung eines Atheisten ist, der (noch) nicht bereit ist einzusehen, dass er einer ist.

Ich weiss, dass dieser Vergleich für Dich verständlich ist. Bitte tu mir den Gefallen, ernsthaft zu überlegen, ob er nicht auch treffend ist.

mmaker, 25. September 2020, um 15:54

ps: Kleiner Fehler meinerseits: Der Begriff des Agnostikes ist eine unlogische und schwache Selbstbeschreibung bei einem Menschen, der in einer freien Gesellschaft lebt. In einer Gesellschaft, in der religiöse Abweichungen verfolgt werden, kann er eine gewisse Schutzfunktion haben. Deshalb war der Begriff auch in Europa zum Beginn der Aufklärung so weit verbreitet und hatte aus rein praktischen Erwägungen seinen Platz.

JohnJohn, 25. September 2020, um 17:08

mmaker, danke für deine ausführliche und - ich nehme das Fazit vorweg - nicht nur verständliche, sondern auch tatsächlich treffende Antwort.

"Ist es dann nicht besser, die intellektuelle Ehrlichkeit zu besitzen, sich von diesen Dingen zu befreien und schlicht zu sagen, dass man sich weigert, sich in ein unsinniges und unscharfes links-rechts-Spektrum IRGENDWO einordnen zu lassen?"

Richtig, aber eben nur dann, wenn man politische Äußerungen wertet und seine Wertung kundtut und sich dabei bewusst auf EINEN Sachverhalt und eine Äußerung beschränkt.

Wer zeichnet denn dieses Spektrum? Es sind doch die Extremdenker. Ich will es an einem Beispiel verdeutlichen: "Das Asylrecht soll konsequent(er) angewandt werden!" Ich werte nun diesen Satz so: Ja, ich bin dafür.

Wie wertet ihn einer, der in diesem nun einmal vorhandenen Spektrum - das eben trotz seiner Unsinnigkeit und Unschärfe leider immer noch vorhanden ist - in einer A-Ecke (nennen wir sie mal so) angesiedelt ist? Er wertet: Wer dafür ist, der will das Asylrecht komplett aus dem GG streichen.

Und einer aus der B-Ecke vielleicht: Flüchtlingslager abschaffen, jeden Zuzug unterbinden.

Wo gehöre ich hin, wenn ich weder dem aus der A-Ecke noch dem aus der B-Ecke zustimme und seine Wertung teile? Wo gehöre ich genau dann hin, wenn man die Mitte als "politischen und gesellschaftlichen Ort" ignoriert?

Vielleicht können wir zum Kern des Problems noch mehr vorstoßen, wenn du mir eine Frage schlüssig beantwortet kannst!
"Sich die Freiheit zu nehmen, jede unterstützenswerte Idee zu unterstützen, jede Ungerechtigkeit zu bekämpfen auch wenn man sich dabei in einer Art positioniert, die irgendwelche Leute da draussen dann links oder konservativ nennen?"

Dazu meine Frage: Warum verwendest du das Begriffspaar "links und konservativ" anstatt die Paare
"links und rechts" oder "fortschrittlich und konservativ"?

Pitti_Platsch, 25. September 2020, um 17:18
zuletzt bearbeitet am 25. September 2020, um 17:24

...manchen Menschen bedarf es nach einer "Richtung" im politischen Sinne. Links, Mitte, oder Rechts. Konservativ usw...
Ist sicher etwas ähnlich mit der Religion, egal welche.
Sie suchen "halt", oder leben ihr Ego darin aus, oder gedankliche Verbundenheit.
...ich habe auch 2-3 Kumpels und wir schnaken sehr viel miteinander. Da spielt es nie eine Rolle, wer was wählen mag, oder welcher Partei nahe gesinnt erscheinen mag.
Da geht es eher darum, was ein jeder für Sinnvoll empfindet, in dieser Wegwerfkonsum/Gewinnmaximierungsgesellschaft.
Wir sind einfach nur Menschen.

JohnJohn, 25. September 2020, um 17:46

Silvio, hinsichtlich der "Richtung" in politischer oder allgemein wirtschaftlicher Sicht gebe ich dir Recht. Jedenfalls was die Bedeutung der Unterschiede für das Schnaken von Kumpels bedeutet.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Satz ein. Bin gespannt, was du davon hältst: Einseitiges und extremes Denken fördert einseitiges und extremes Gegendenken.

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