Unterhaltung: Reime reimen für die Kleinen

Ex-Stubenhocker #159827, 02. September 2016, um 08:42

Liebe mit Paukenschlag

Liebe ist nicht pure Lust,
viel öfter ist sie Schmerz und Frust,
man muss es nur beim Namen nennen,
um die Wahrheit zu erkennen.

Liebe ist nicht Heiterkeit,
gestern, heute, allezeit.
Die Liebe muss das Herz erfüllen,
nicht im Lauten, mehr im Stillen.

Kommt sie dann als Paukenschlag
irgendwann an einem Tag,
bist du selbst nicht eingerichtet,
auf das, was sich da aufgeschichtet.

Es wirft dich um mit seiner Flut,
so wie es das Wasser tut.
Überall sinds neue Quellen,
die alle Ufer überschwellen,

und du wirst dann ungehemmt,
wie ein kleiner Fisch geschwemmt
Und ob dieser fremden Brandung,
erlebst du deine Bauchklatschlandung.

Du wirst einfach aufgefischt,
einem Gaste aufgetischt,
und wenn dann der, der dich auffrisst
auch noch deine große Liebe ist,

scheints dir wie das Glück auf Erden,
nun von ihm verspeist zu werden,
und er dann sagt zum leerem Tisch:
„Ich liebe dich, du kleiner Fisch!“

© Tilly Boesche-Zacharow, 2016

Ex-Stubenhocker #159827, 03. September 2016, um 09:06

Rätsel des Tages

Mit a hat's mancher Tropf
In seiner Sangeskehle. -

Ein Riese trägt's als Kopf
Mit ä, doch ohne Seele. -

Mit e ist's nur ein Teil,
Las man ihn dir noch nie? -

Mit o blieb einst es heil,
Weil laut die Einfalt schrie. -

© Friedrich Schaefer

  

Ex-Stubenhocker #159827, 03. September 2016, um 09:07

Des Rätsels Lösung:Kapital, Kapitäl, Kapitel, Kapotol. 3-4. die Säule. 6. „jemand ein Kapitel lesen" (Redensart), d.h. ihn ausschelten, zur Rede stellen. 7-8. die Gänse retteten bekanntlich das Kapitol durch ihr Geschrei.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.

Ex-Stubenhocker #159827, 03. September 2016, um 09:10

Balkanisch

von © Matthias Buth  

Komm wenn die Flüsse schlafen
Wenn sich die Ufer von Save und Drina
Mit dem schwarzen Haar des Himmels verbinden
Wenn die Mariza über die thrakische Niederung
Streicht und duftet und aus den
Höhlen und Schluchten kalkiges Wasser schwillt
In Murmellauten den zärtlichen Girlanden
Sie spielen Unterwelt
Wo Tollkraut und Farne verschwimmen

Hier sind die Rückzugsebenen die sicheren Verstecke
Partisanin
Du kennst sie alle
Europas weicher Unterleib
Sind die Flüsse
Balkanisch und nicht begrenzt von Gegenwart
Ausgeliefert nur sich selbst

Komm wenn die Flüsse schlafen
Und keine Brücken brauchen
Wenn Iskar und Mesta wispern und
Singen als könnten sie das Schwarze Meer
Erreichen als wären Land und Wasser
Eine Ebene die trägt und atmet

Ex-Stubenhocker #159827, 03. September 2016, um 18:08

 Ich hab erreicht das Ziel des Strebens...

Ich hab' erreicht das Ziel des Strebens
Und senk' das Haupt in dem Erkennen:
Wie wertlos alles Gut des Lebens,
Wie ärmlich, was mir Glück benennen.
Das Ringen ist's, das dich beglückt,
Erfolg schon hat den Kranz zerrissen,
So wie das Forschen nur entzückt
Und nimmermehr das volle Wissen.

Nur, was noch aussteht zu gewinnen,
Nur, was im Leben wir verloren,
Erscheinet groß vor unsern Sinnen:
Zufrieden sind allein die Thoren.
Doch wer erlernt des Lebens Preise
Zu weiten als ein eitles Nichts,
Der fürchtet auch kein Ziel der Reise
Und keine Tage des Gerichts.

Ludwig Anzengruber, 1884

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:17

Rätsel des Tages

Sahst du sie im klaren, feuchten Grunde leuchten?
Machtest ihn du schon zum Hüter deiner Güter? -
Fielen sie dir nicht schon, leider, auf die Kleider? -
Schenkten sie nicht schon im Fallen Licht uns allen? -

© Friedrich Schaefer

  

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:19

Des Rätsels Lösung:Schuppen, die und der. 1. Fischschuppen. 2. Güterschuppen. 3. Haarschuppen. 4. immer, wenn es uns „wie Schuppen von den Augen" fiel (Redensart), d.h. wenn wir plötzlich sehend wurden, zur Einsicht kamen.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:20

EINSAMER SONNTAG

von Albin Zollinger  

Aus Traurigkeiten leuchtet meine Seele auf
Hingehii am Hang, stark, Liebe zu entbehren,
Im Herzen treu Verlorenes verehren,
Demütig meines Lebens wissendem Verlauf.

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:22

Spruchgedicht von Albin Zollinger

Gib ihm nach, dem Schlaf, gib ihm nach, dem Tod,
Sein Dickicht von Dunkel lichtet sich jenseits klar.
Nichts geht unter, es geht in sein Morgenrot,
Und im Wandel wird Wahrheit, Gottes Gesicht offenbar.

Albin Zollinger

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:27

   Gegen elf

Ich dachte, Dieter Auermann
sei eigentlich ein schlauer Mann.

Doch im Casino gegen elf,
da setzt er alles auf die 12.

Das wird sich niemals lohnen. 
No.
Der Kerl ist dumm wie Bohnenstroh
und noch naiver als ein Kind.

Die Kugel fällt.

Die 12 gewinnt.

© Andreas Kley, 2014

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:29

Er geht fort

Die Mutter kreischte wie am Spieß,
als heute sie ihr Kind verließ.

Oh ja, sie heulte wie von Sinnen.

Ihr eigen Kind – es ging von hinnen!

Ihr eigen Kind, das sie gesäugt,
nachdem ein Schuft es ihr gezeugt,
das sie allein zur Welt gebracht –
ihr eigen Kind ging in die Nacht.

Ihr Kind, das Jahre sie erzogen –
schon morgen einfach fortgeflogen.

Trotz all der Tränen, die nun rannen –
ihr eigen Fleisch und Blut von dannen!

Von drüben, dort vom Straßenrand,
winkt die, die ihn ihr ausgespannt.

Er geht und blickt nicht mal nach hint!
Ihr eigen Kind!
Ihr eigen Kind!

Und ist erst achtundvierzig Jahr!

Wie undankbar.

Wie undankbar.

© Andreas Kley, 2014

Ex-Stubenhocker #159827, 04. September 2016, um 09:48

Mäxchen

Was mögen wohl die Leute sagen,
Bei all den Fragen ,
Die ich habe?
Oder trage ich sie besser doch zu Grabe,
Die Frage.

Was wird morgen sein,
Bin ich dann allein?
Geht die Freude dann von mir,
Und klopft an Nachbars Tür?

Verliere ich all mein Geld,
Wie ist es mit der Gesundheit dann bestellt?
Schau ich dann den Fremden an,
Obwohl ich ihn nicht leiden kann.

Kriegt meine Frau noch ein Kind,
Obwohl wir über 60 sind?
Dieser vieler Fragen Flut,
Bringt mich jetzt in Wut!

Ach hätt ich nur mehr Sicherheit,
Unruhe macht sich breit.
Da kommt Mäxchen herein zur Tür :
"Opa, komm und spiel mit mir! "

Dann adieu, geliebte Sorgen.
Wir sehen uns dann morgen.
Oder auch nicht,
Was weiß ich....

Ex-Stubenhocker #159827, 05. September 2016, um 06:50

Rätsel des Tages

Steht es einmal hinter dem Baum,
Brachtest du Blätter aufs Blatt hinauf,
Steht es davor, so rückst du am Zaum,
Straffst deine Zügel und zahlst oft drauf! -

© Friedrich Schaefer

Ex-Stubenhocker #159827, 05. September 2016, um 06:51

Des Rätsels Lösung:Schlag (Baumschlag, Schlagbaum). 2. Baum- schlag, Bezeichnung für die Art, wie der Zeichner oder Maler die Laubkronm verschiedener Bäume auf dem „Blatt" (Papier) zeichnerisch charakterisiert. 3-4. nämlich dann, wenn der Schlagbaum den Weg versperrt, wie dies unter anderen Fällen oft dort geschieht, wo ein Weggeld erhoben wird.

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.  

Ex-Stubenhocker #159827, 05. September 2016, um 06:54

FRAGMENTE DER ERINNERUNG

von © Josy Christen

Verzerrt und verschwommen
Das Strickseil, der Eifer und die Bretter
Für unser Baumhaus
Damals oben
In des Nachbars Eiche
Das wir aber nicht bauen durften

Auch lückenhaft und zerfranst
Wie wir da zogen
Vollbeladen
Mit großer Freiheit und Taschenlampe
Ab zu der ersten Nacht im Zelt -
Solange bis Ästeknacken
Uns das Gruseln lehrte

Aber sei’s drum,
Alles Erlebte noch einmal
Erleben zu können
Und nochmals
Und nochmals
Ist vollste Entschädigung
Für das Nur-Schemenhafte
Und für jedes Fiasko

Bine60, 05. September 2016, um 11:19

das ist schön!

Ex-Stubenhocker #159827, 05. September 2016, um 19:00

Des Seemanns Gruß an die Heimat

Die halbe Welt hab' ich gesehn,
Durft' unter Palmen sinnend gehn.
Ich sah der Berge Spitzen glühn,
Ich sah der Tropen Blumen blühn,
Des Urwalds düstre Majestät,
Manch' Land von Segen übersät;
So schön wie du ich keines fand,
Mein meerumrauschtes Friesenland.

Auch Frauen lieblich, hold und Zart,
Begrüßten mich auf meiner Fahrt.
Mich hat aus dunkler Augen Pracht
Des Südens Schönheit angelacht,
Des Nordens Maid mit goldnem Haar,
Mit Augen tief und wunderbar;
Doch keine so das Herz gewinnt
Wie mein blauäugig Friesenkind.

Viel Sprachen haben mich umschwirrt
Und öfters mir den Sinn verwirrt
Auch fremder Sang, dem ich gelauscht,
Hat lockend, schmeichelnd mich umrauscht;
Doch schlug aus dem verworrnen Chor
Ein Laut zu Zeiten an mein Ohr
Mich grüßend, mild wie Engelsang:
Der Friesensprache weicher Klang.

Du Friesenvolk so stolz und frei,
O bleib' ohn' Falsch und Heuchelei.
Ihr Friesenmägdlem schlank und fein,
Bleibt immerdar so keusch und rein.
Die Sprache weich und wunderbar
Bewahre sie, du kleine Schar;
Dir schlägt mein Herz in Glück und Not,
Mein Friesenland, bis in den Tod!

Stine Andresen

Ex-Stubenhocker #159827, 05. September 2016, um 19:31

Maren

Gedanklich war ich schon viel weiter,
Doch dann erklomm Maren die Himmelsleiter.
Ich blieb zurück,..Allein.

Kalt wurde es,
Und ich fror.
Eine Melodie blieb mir im Ohr.

Nous les amoureux..,
Von Jean Claude Pascal.
Sie dröhnt in mir wie Donnerhall.

Mit der Zeit wird sie leiser,
Immer ein bisschen leiser,
Seit elf Jahren.

Bine60, 05. September 2016, um 20:24
zuletzt bearbeitet am 05. September 2016, um 20:24

es ist gut, wenn das dröhnen nachlässt.
es schafft raum für die sanften töne...

im ohr und im herzen.

😘

Ex-Stubenhocker #159827, 05. September 2016, um 21:35

Räthsel - 4.

Bei manchem Mahle kreisten wir
Gemütlich in der Runde,
Und auch Bekanntschaft machten wir
Mit manchem Rosenmunde;
Doch wußten wir auch Schild und Speer
Im blut'gen Kampf zu tragen,
Als einst das tapfere Gotenheer
Wir in die Flucht geschlagen.

Stine Andresen
Aus der Sammlung Räthsel

Ex-Stubenhocker #159827, 06. September 2016, um 07:23

Warten auf Godot

Hinter der Gardine,
Sitzt man,
Auf Ausblick nur bedacht,
Den ganzen Tag,
Nur geglotzt,
Nichts gemacht.

Auf der Straße,
Von der man ,
Wenig sieht,
Nichts geschieht.

Doch kommt etwas vorbei,
Leben,
Hat sich gelohnt,
Die Glotzerei.

Plötzlich,
Wie von Geister Hand,
Leben ihn durchfährt,
Einen Gedanken er jetzt fand,

Leben, ja
Ist sonderbar,
Nichts für mich,
Einfach fürchterlich,

Menschen und Geschrei,
Lieber Gardinen Einerlei.
Tag um Tag,
Jahr um Jahr,
Ein Leben,
Wunderbar.

Ex-Stubenhocker #159827, 06. September 2016, um 07:24

Rätsel des Tages

Ist 1, 2 auch warm und echt,
Wähltest du die Stelle schlecht,
Wie ein lieber Dichter singt. -

Wird 2, 1 auch zum Symbol,
Wird dir dennoch warm und wohl,
Wenn es aus der Ferne winkt! -

© Friedrich Schaefer

  

Ex-Stubenhocker #159827, 06. September 2016, um 14:19

Des Rätsels Lösung:Handkuss, Kusshand. 1-3. Paul Flemming in seinem Liede: „Wie er wolle geküsset sein", dessen erste Zeilen lauten: „Nirgends hin, als auf den Mund, da sinkt's in des Herzens Grund" (ein Lied, das noch am Beginn des Jahrhunderts in aller Munde war und in vielen Gesellschaftsbüchern, auch in den „Kommersbüchern" damaliger Zeit, zu finden ist).

Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.  

Ex-Stubenhocker #159827, 06. September 2016, um 16:39
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Ex-Stubenhocker #159827, 07. September 2016, um 08:29

Rätsel des Tages

In der Hand
Treu genannt,
Doch am Fluß
Kein Genuß! -
Hier ein kleiner,
Dort ein fetter,
Böse oft nach einem Wetter! -

Heiß und kalt,
Doch im Wald
Frei und hell! -
Rate schnell! -
Oft beim zarten
Liebessange
Von bestrickend-süßem Klange.

Sahst bei Licht
Du's noch nicht?
Hörst die Glocken
Du nicht locken?
Seinem Herzen,
Wie ihm Schatten,
Folgt es, ohne zu ermatten!

© Friedrich Schaefer

  

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