Kartenvernichter, 14. Juli 2018, um 22:05
Ich wage zu bezweifeln, das ein leistungsunabhängiges Grundeinkommen sich auf Dauer positiv auswirken würde, von der Finanzierbarkeit mal vollkommen abgesehen.
Bine60, 14. Juli 2018, um 22:13
die finanzierbarkeit ist inzwischen nicht mehr umstritten.
fallen doch jede menge kosten weg.
arbeitslosengeld, sozialleistungen, kosten für umschulungen und weiterbildungsmaßnahmen, keine wiedereingliederung langzeitarbeitsloser, etc.
und: warum gehen wir eigentlich immer davon aus, dass ein menschliches geschöpf mit einem gesicherten einkommen keiner beschäftigung nachgehen möchte? was eine schlechte meinung über unsere gattung.^^ ich sehe das da ganz anders.
kombiniert werden müsste das ganze allerdings mit einem völlig vereinfachten steuersystem.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arbeitsmarkt-und-hartz-iv/dm-gruender-goetz-werner-1000-euro-fuer-jeden-machen-die-menschen-frei-1623224.html
lg
Kartenvernichter, 14. Juli 2018, um 22:43
Ich wage nicht zu bezweifeln, das keiner mehr einer Beschäftigung nachgehen möchte, gehe aber auch davon aus, das einige dann keine Notwendigkeit mehr sehen einer Beschäftigung nachzugehen, zu der sie vielleicht keinen Bock haben. Ich gehe einfach mal von einer 4köpfigen Familie aus, jeder bekommt 1.000,- Euro Grundeinkommen. Macht 4.000,- Euro. Mehr als die meisten Familien dieser Größe heutzutage zur Verfügung haben. Warum sollte sich dann die Dame des Hauses bei Penny an der Kasse verdingen und der Mann Überstunden als Gas-Wasser-Scheisse Installateur schieben? Man wird sich dann eine Beschäftigung suchen, die einem Spaß macht, nicht belastet und vielleicht ein paar Euro nebenbei bringt. Gerade unbeliebte, anstrengende Jobs werden auf einmal uninteressant.
Der Wegfall bestimmter von dir genannter Kosten fängt meines Erachtens bei weiten nicht den Aufwand des Grundeinkommens auf, aber das ist Ansichtssache. Wenn ich einfach mal davon ausgehe, das für vielleicht 10 Millionen Bürger zur Zeit etwa 4.000,- Euro monatlich pro Person an Leistungen welcher Art auch immer ausgegeben werden, habe ich bei bei einer Bevölkerung von etwa 80 Millionen immer noch eine Lücke von 40 Milliarden. Einsparungen an Personal lasse ich nicht wirklich gelten. Lass das mal ein paar Hunderttausend Mitarbeiter sein, die ja jetzt nicht die Welt verdienen und denen natürlich auch das Grundeinkommen zusteht, so das dort die Einsparungen eher unter den Teppich gekehrt werden können. Es fällt ja schließlich nicht der komplette öffentliche Dienst weg. In meinen Augen muss der Staat von jedem, dem er Tausend Euro zahlt auch Tausend wieder einnehmen. Einnahmen wie Sozialhilfe, Arbeitenslosenversicherung usw. fallen ja logischerweise dann auch weg. Also bleiben nur die Steuern. Diese werden dann auf Waren, Dienstleistungen usw aufgeschlagen, was eine allgemeine Verteuerung der Lebenshaltungskosten nach sich ziehen würde. Desweiteren würden wohl ungeliebte Jobs durch entsprechende Bezahlung wieder attraktiv gemacht werden müssen, was dann zusätzlich auf den Verbraucher umgeschlagen werden würde. Es würde sich also meines Erachtens eine Preisspirale entwickeln, die weit nach oben schießt.
Aber das sind nur ein paar Gedanken meinerseits dazu, die natürlich keinerlei Richtigkeit in Anspruch nehmen. Ich habe ja grundsätzlich auch nichts gegen das Grundeinkommen. Würde ich ja auch von profitieren
Kartenvernichter, 14. Juli 2018, um 23:01
Übrigens....Finnland, das in einem Experiment 2000 Bürger mit einem bedingungslosem Grundeinkommen von 560 Euro ausgestattet hat, wird dieses Experiment nicht weiter fördern, sondern wird in Zukunft mehr Druck ausüben. Auch zu lesen auf der FAZ Seite.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kommentar-zum-grundeinkommen-utopie-vom-lohn-ohne-arbeit-15566296.html
Bine60, 14. Juli 2018, um 23:07
zuletzt bearbeitet am 14. Juli 2018, um 23:08
lieber harald,
wir könnten hier noch gaaanz lange schreiben.
nur mal was zum nachdenken:
WER zum geier geht eigentlich davon aus, das FRAU sich bei LIDL o.ä. an die kasse setzt, wenn sie es denn nicht MUSS?
GENAU das meine ich:
all diese klugen köpfe, die da FREI werden für so viel wunderbare dinge.
für dinge, die uns menschen auf der welt gut tun würden.
uns weiter bringen
meine güte, was sind wir doch alle beschränkt in unserem denken...^^.
Bine60, 14. Juli 2018, um 23:23
mit dem wissen, keine sorge um meine rente haben zu müssen, - mit einem gesicherten grundeinkommen - lernte ich mit meinen 58 jahren noch mal neu.
ich würde imkerin. mit sorge um meine namensschwestern täte ich alles nur erdenkliche um deren sinnvolle erhaltung.
so wie es jetzt ist, gehe ich los als putzfrau. auf 450 € basis.. damit männe und ich nicht in die steuerprogression geraten, aber genug haben zum leben.
geld und das MUSS des einkommens blockieren das freie denken.^^
Kartenvernichter, 14. Juli 2018, um 23:26
Das mag natürlich sein, Bine.
Aber, backst du dein Brot dann selber? Schleppst die Möbel in die vierte Etage?
Es ist schön, wenn dann so viele „kreative“ Köpfe freigesetzt werden, ich bekomme aber gerne noch mein Essen gebracht, wenn ich mich ins Restaurant begebe.
Man wird erst merken, was einem fehlt, wenn die freigesetzten Köpfe ihrer Kreativität freien Lauf lassen und durch den Müll auf unseren Straßen zum nächsten Brainstorming waten.
Es es ist schön, wenn du es so positiv siehst, aber ich glaube da leider nicht dran. Es würde sicherlich einige positive Aspekte haben, aber wie bei eigentlich allem Leben wirft Licht meist auch Schatten.
Kartenvernichter, 14. Juli 2018, um 23:33
Genau in dem freien Denken sehe ich das Problem. Wenn jeder seinem freien Denken nachhängen kann und das machen kann, was er möchte und nicht muss, dann bleiben die Arbeiten liegen, die gemacht werden müssen und die jeder von uns als selbstverständlich ansieht. Straßen bauen sich nicht von selbst usw. usw. Alles was „unangenehm“ ist bleibt liegen.
Bine60, 14. Juli 2018, um 23:34
zuletzt bearbeitet am 14. Juli 2018, um 23:39
neue ideen für die verpackungsindustrie? - genial!!! ich finde plastik auch doof.^^
verstehe dich, bin aber bereit, weiter zu denken.
unsere gesellschafft wird am bedingungslosen grundeinkommen nicht scheitern. sie wird es dringend brauchen, um zu überleben.
es geht mir nicht darum, wer von uns beiden recht behalten wird.
es geht mir um chancen. um weiter denken.
um möglich machen.
für uns. auf einer welt, die als ein riesen raumschiff im universum treibt.
für das überleben der menschheit ist begrenztheit nicht hilfreich.
egoismus auch nicht.
egoismus ist begrenztheit auf sich selbst, oder?
Kartenvernichter, 14. Juli 2018, um 23:53
Wie heißt es so schön?
Wenn jeder an sich selber denkt, ist an jeden gedacht
Lassen wir uns überraschen, was die Zukunft bringt, wenn wir es noch erleben. Ich lasse mich gern eines besseren belehren.
Bine60, 14. Juli 2018, um 23:58
p.s. da kann jeder heute selber bei sich anfangen.
konsumverhalten überdenken.
fleisch- und fischkonsum einschränken.weniger ist mehr..
innehalten mal gar nicht so schlecht.^^
durchatmen.
zeit nehmen.
erlaubt?
waren ohne verpackung kaufen.
muss der weg mit dem auto gemacht werden?
durchatmen, zeit nehmen.
es sich erlauben.^^
Bine60, 15. Juli 2018, um 00:01
es geht auch darum, abzugeben.
abgeben vom wohlstand, wohlstand, erworben auf kosten anderer.
die rechnung muss beglichen werden.
Kartenvernichter, 15. Juli 2018, um 00:11
Aber strebt nicht jeder nach einem gewissen Wohlstand? Nach einem Dach über den Kopf? Einer Tasse Kaffee? Wo beginnt Wohlstand, wo hört er auf? Wer definiert, was Wohlstand ist?
Oder vielleicht Back to the Roots? Zurück in die Höhle? Beeren sammeln? Die gesamte Entwicklung der Menschheit beruht darauf, sich ein wenig Wohlstand zu erschaffen, sich das Leben angenehmer zu machen. Sich eine Hütte zu bauen und Feldfrüchte gezielt anzubauen war nun mal angenehmer als durch die Wälder zu ziehen und Nahrung suchen zu müssen.
Sich mal Zeit nehmen, durchatmen, bewusst leben. Alles schön und gut, aber man sollte auch nicht still stehen.
Bine60, 15. Juli 2018, um 00:20
zuletzt bearbeitet am 15. Juli 2018, um 00:21
kein stillstand.
chancen. neubeginn
lernen. hoffen. nach vorne schauen.
das gute im menschen sehen.
harald:,
wenn ich mir sicher sein kann, auf jeden fall zu überleben, dann wird mein geist frei.
frei für gedanken, denen ich sonst keinen raum gebe.
innovative technik und innovative gesellschaft ist grenzenlos.
wenn es dann keine geldliche begrenzung gibt, um so besser.^^
Bine60, 15. Juli 2018, um 00:23
und nun bin ich zu müde,weiter zu schreiben.
gute nacht. und lg
JohnJohn, 15. Juli 2018, um 09:06
Bine, deine Gedanken finde ich toll. Ich gehe sogar so weit, dass in Verbindung mit der eher rationalen Sichtweise von Kartenvernichter ein solch von visionären Ideen geprägtes Herangehen an die Thematik "Zukunft unserer Welt" Hoffnungen weckt, dass vielleicht doch nicht alles bedingt durch extreme Ideen den Bach runtergeht.
Erstmal ein Gedanke zum Egoismus. Ich halte Egoismus für eine der wichtigsten Eigenschaften eines Menschen. Aber er ist NICHT ein Sinnbild von Begrenztheit. Und zwar genau dann nicht, wenn er anerkennt, dass JEDER das RECHT auf seinen Egoismus hat, das Recht auf die Durchsetzung seiner Interessen. Ich weiß, dass dieser Gedanke, den ich in meinem Leben konsequent seit Jahrzehnten vertrete, keine Befürworter gefunden hat und wohl auch jetzt keine finden wird. Aber das ändert nichts an meiner Überzeugung. Ich bin fest davon überzeugt, dass die konsequente Beachtung dieses Prinzips zu mehr Achtung vor den anderen führt, aber auch dazu, wenn man noch den Begriff "Verantwortung" ins Spiel bringt, dass folgende Einsicht kommen wird: Menschen als Individuen, und letztlich auch Völker, können dann am besten miteinander, wenn ein bewusster Interessenausgleich stattfindet.
Zurück zum Egoismus: Wenn also diesem Begriff das Stigma des Negativen genommen wird, wird oder würde - das ist meine felsenfeste Überzeugung - die Welt besser werden.
Und direkt zum Thema "Fortschritt". Wer einen Gedanken entwickelt und gar wer ihn vielleicht auch noch durchsetzt, der dazu beiträgt, Probleme in der Welt zu lösen, der leistet mehr für die Welt als der, der zu Fuß Waren ohne Verpackung durch die Gegend schleppt und sich wohl fühlt, weil er von den "bösen" Egoisten als Umweltfreak belächelt wird. Wer hat die größere Chance, die Welt wirklich zu verbessern? Und sei sie auch nur minimal größer!
Kartenvernichter, 15. Juli 2018, um 09:14
Sicherlich ist Egoismus nicht grundsätzlich schlecht, gar lebensnotwendig. Wenn aber jeder seinen Egoismus durchsetzt und anerkennt, das jeder dazu ein Recht hat, dann endet das zwangsläufig im Chaos, wenn da nicht gewisse Regeln eingehalten werden. Und Regeln grenzen Egoismus aufgrund ihrer Natur automatisch ein.
JohnJohn, 15. Juli 2018, um 14:19
Oder ermöglichen vielleicht gerade Regeln, wenn sie gut sind, das Ziel (alle sollen besser leben können) nicht aus den Augen verlieren und die Anerkennung des Egoismus vom anderen nicht vergessen wird, ein Zusammenleben ohne Chaos? "Wenn das alle tun würden", der Haupteinwand gegenüber egostischem Denken, würde einem anderen Satz Platz machen "Wie können wir am besten zusammenleben, wenn alle so denken?"
Kartenvernichter, 15. Juli 2018, um 16:48
Also stellt man doch wieder Regeln auf, die den Egoismus des Einzelnen einschränken. Mit anderen Worten, nicht jeder wird sein Ego so ausleben können wie es ihm beliebt, sondern wie es der Gesellschaft in den Kram passt.
JohnJohn, 16. Juli 2018, um 00:16
Der Mensch kann sein Ego nur in der Gesellschaft entfalten, bzw. er MUSS sein Ego dort entfalten. Und Regeln zeigen ihm, bzw. jedem Individuum, wie das am besten möglich ist. Die Gesellschaft ist ja nichts anderes als eine Gemeinschaft von EGOs.
AlbrechtDerArme, 16. Juli 2018, um 08:58
Auch auf die Gefahr, dass ich entgegen der dedizierten Meinung zweier mir sympathischer Autorin argumentiere ...
ein Plädoyer gegen das bedingungslose Grundeinkommen (bGe) in 8 Teilen
AlbrechtDerArme, 16. Juli 2018, um 09:00
(1/8) Argument:
Wieviel ist möglich?
Würde man jedem Bundesbürger jeden Monat 1.000 Euro auszahlen, wären dies 984 Milliarden Euro im Jahr. (82,67 Mio. * 12 * 1.000€)
Die Sozialausgaben lagen 2015 bei 923,4 Mrd.€. Die kleine Lücke von 60 Milliarden müsste sich doch mühelos schließen lassen! Oder etwa nicht? 🙄
1. Problem: Längst nicht alle Sozialausgaben sind Transferleistungen, die den Unterhalt von Menschen finanzieren. Stattdessen werden oft lebenswichtige Dienstleistungen bezahlt. Vor allem die Kranken- und Pflegekassen dienen dazu, die Arbeit von Ärzten, Krankenhäusern und Altersheimen abzugelten. Rechnet man diese Posten heraus, bleiben im deutschen Sozialtopf nur noch etwa 643,6 Mrd.€ übrig. Dies wären rd. 654 € pro Person und Monat.
2. Problem: Der größte Posten im deutschen Sozialhaushalt sind Renten und Pensionen. Zusammen machen sie 336 Milliarden Euro aus.
unrealistische Scheinlösung:
Man müsste Rentner und Pensionäre enteignen!
Ein Beamter im Ruhestand erhält durchschnittlich 2.780€ im Monat. Er müsste also 2.126 € abgeben, wenn es nur noch ein Pro-Kopf-Einkommen von 654 € im Monat geben soll.
Auch die normalen Altersrentner würden verlieren, denn sie erhalten im Schnitt monatlich 801 € – bescheiden, aber mehr als 654 €.
realistische Lösung:
Man berücksichtigt Renten und Pensionen beim Umbau zur Grundsicherung nicht.
Folge:
Es stünden nur die „echten“ Sozialleistungen zur Verfügung: Unfallversicherung, Arbeitslosenversicherung, Kindergeld, Erziehungsgeld, Hartz IV, Sozialhilfe und Wohngeld. Legt man dieses Geld auf alle potentiellen Empfänger des bGe um, erhielte jeder 264,29€
im Monat.
Wem reicht das?
AlbrechtDerArme, 16. Juli 2018, um 09:03
(2/8) Argument: Ausgrenzung von Bedürftigen
Da das bGe ja dem Sinn nach „bedingungslos“ ist, entfällt jegliche Prüfung des individuellen Bedarfes. Gerade dieser Punkt wird besonders von den Unterstützern gefeiert ... Warum nur?
Was auf der einen Seite umfangreiche und kostspielige Verwaltung reduziert, sorgt für Härten bei Bedürftigen🤭. Das Geld würde bestenfalls zur Kompensation der Behinderung dienen ... zur Teilhabe am öffentlichen Leben reicht es nicht mehr.
AlbrechtDerArme, 16. Juli 2018, um 09:03
(3/8) Argument: Konzentration der Arbeitslast
Menschen denen ein Auskommen zur Verfügung steht werden sich in den seltensten Fällen an der gesellschaftlichen Wertschöpfung beteiligen.
Folge: Immer weniger Menschen müssen für immer mehr andere arbeiten.
AlbrechtDerArme, 16. Juli 2018, um 09:05
(4/8) Argument:
Wer soll das bezahlen?
Wenn das bisherige Sozialsystem nicht ausreichend Kapazitäten vorhält um das bGe zu finanzieren (Argument1), müssen die Steuersätze steigen - und zwar nicht dort wo der Mehrwert konsumiert wird (MwSt.), sondern da wo er erzeugt wird - bei der Arbeit (Lohn/Einkommenssteuer).
Folge A: Das Einkommen (netto) der arbeitenden Bevölkerung geht zurrück.
Folge B: Um den Enkommensrückgang der Arbeiter/Angestellten auszugleichen, müssten die Entgelte drastisch steigen. Das erhöht die Kosten der Unternehmen. Das wiederum reduziert deren Gewinn. Weniger Gewinn führt zu geringeren Gewinnsteuern der Unternehmen. Das müssten wieder die Arbeiter gegenfinanzieren u.s.w. ... ein Teufelskreis.
Nebenbei verringert sich die Fähigkeit „Forschung und Entwicklung“ voran zu treiben. Das führt zu technischer Stagnation, Aufgabe von Technologieführerschaft und letztendlichem Rückgang des Umsatzes.