Unterhaltung: Dinge, die man sich mitunter fragt ...

Ex-Stubenhocker #144760, 01. April 2022, um 06:19

Nochmal @ Cabeza_Doble

Sollte das Machwerk wirklich im Unterricht angewandt worden sein, dann schäme ich mich allerdings auch, Deutsche ´zu sein.

In der Klasse meines Sohnes ist er der einzige Deutsche,seine 3besten Freunde sind alle mit Migrationshintergrund, Abian (Mallorquiner),Atila(Ungar) und Ada(Türke). Meistens sind sie alle bei uns,weil in der Nähe ein Basketballplatz ist und es immer was zu futtern gibt...
Der Klassenlehrer meines Sohnes ist schwul,ich könnte mir keinen besseren Lehrer vorstellen. Die Deutschlehrerin ist Muslima (Marokkanerin) und einfach toll. Die Deutschlehrerin meiner Tochter ist Deutsche ,an ihr ist auch nichts auszusetzen(ausser dass sie Schalke-fan ist).

Wenn ein türkischer Comedian die Türken auf die Schippe nimmt,lachen alle drüber. Darf das auch ein Deutscher?
Wir haben Politiker mit Migrationshintergrund,inzwischen ist Deutschland so bunt wie nie.
I love it❤

Ex-Stubenhocker #144760, 01. April 2022, um 07:23

Was ich damit sagen will ist,dass es ziemlich sicher ist dass auch in Verlagen Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten. Es gibt auch keinen Grund sich zu schämen Deutscher zu sein,unsere Eltern und Großeltern haben nach dem Krieg Deutschland wieder aufgebaut und einen großen Anteil daran dass es so schön bunt sein darf wie es gerade ist!

Niemand ,der einigermaßen Grips in der Birne hat,vergisst jemals wieviel Schuld die Deutschen auf sich geladen haben.

Ex-Stubenhocker #144760, 01. April 2022, um 07:25

@Kartenvernichter

Wenn du mit Murat ein Bier trinken gehst,komm ich mit und bring die Aische auch mit🍻
Vielleicht gibt es auch Tee?

Bei_18_wech, 01. April 2022, um 08:12

Ich habe den Text zunächst falsch interpretiert ...

Aische auf mein Haupt!

Cabeza_Doble, 01. April 2022, um 08:56
zuletzt bearbeitet am 01. April 2022, um 08:56

@ Missi

Hab mich in der Aufregung einfach falsch ausgedrückt.Normalerweise schäme ich mich nicht meiner Nationalität, bin allerdings auch nicht stolz darauf. Das ist einfach etwas, das mir in die Wiege gelegt wurde, genau wie mein Geschlecht oder meine Haarfarbe, ich bin allerdings sehr froh darüber in einem demokratischen, multikulturellen und friedlichen Land zu leben.
Diesen Text betreffend habe ich eher Verärgerung und Fremdschämen empfunden.

Mahatma_Pech, 01. April 2022, um 10:07

Wer über wen und vor allem welche Witze macht, das war und ist immer schon heikel gewesen, nicht nur in diesem, unseren Land, aber gefühlt hier noch mehr als andernorts.

Ob diese übertriebene Türksprechstory für den Unterricht geeignet ist? Kommt darauf an was man daraus macht, in welchem Jahrgang, mit welcher Lerngruppe welcher Aspekt thematisiert wird. Mir gefällt er nicht, Persiflage kann mehr, selbst als abschreckendes Beispiel hat der Schulalltag mehr zu bieten und die ausübenden Experten sind vor Ort.

Chopin69, 10. April 2022, um 22:57
zuletzt bearbeitet am 10. April 2022, um 23:06

Ich finde die Umschreibung des Märchens äußerst kreativ und gelungen - hier die filmische Umsetzung dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=SF6Fr1AaNbg

Man muss nicht Alles moralisierend betrachten - einfach mal entspannt Spaß haben... ;-)

Vielmehr kann man auch mit einer gewissen Selbstironie durch´s Leben gehen, das ist für die Seelenhygiene ohnehin gesünder...!

Chopin69, 10. April 2022, um 23:20
zuletzt bearbeitet am 10. April 2022, um 23:25

Hier mal ein Artikel zu diesem Thema, das durchaus auch unhysterisch und rein Sprachwissenschaftlich betrachtet werden kann (darum geht es schließlich im Deutsch-Unterricht):

https://www.dw.com/de/zukunftssprache-kanak-sprak/a-15208590

Chopin69, 11. April 2022, um 01:07
zuletzt bearbeitet am 11. April 2022, um 01:09

Im Folgenden Grimms Märchen (Schneewittchen) auf Oberhessisch-Platt:

https://www.youtube.com/watch?v=dTCBpKfp4as

Märchen auf Bayerisch (Rotkäppchen):

https://www.youtube.com/watch?v=MlAwGMGMM2E

Denkaufgabe an Moralisten und Diejenigen, die sich reflexartig und quasi berufsmäßig schämen, Deutsche zu sein:

Nun stellt sich doch die Frage, wer welche Volksgruppe damit diskriminiert und sich daher schämen muss, einer anderen Volksgruppe anzugehören, welche diese Diskriminierung ausübt... Hinweis: Auch Oberhessen und Bayern sind jeweils deutsche Staatsangehörige... ;-)

AlbrechtDerArme, 11. April 2022, um 03:46
zuletzt bearbeitet am 11. April 2022, um 05:01

Moin Chopin,

Das man in so einem Text über ein aus der Zeit gefallenes Wort wie „Kanak“ stolpert, kann ich gut verstehen. Das dieser anachronistische Begriff eine Nähe zu antiquiertem Gedankengut nahelegt, kann ich auch noch nachvollziehen. Wenn man jedoch in den einschlägigen Foren liest, wie hoch emotional das Thema von einigen aufgenommen wird, überkommt mich ein leichtes Grauen.

Ein Thema im Unterricht ist doch per se wertneutral, und erst die pädagogische Kunst ermöglicht den jungen Leuten die Herausbildung einer eigenen Haltung. Man kann doch nicht davon ausgehen, dass Werte aufgenommen und quasi ohne Hinterfragung kopiert werden.
„Liebe Schüler Nazismus = Scheisse wegen 👉isso
und Sozialismus = Murx wegen 👉funktioniert_nich und 👉hatten_wir_schon.
So funktioniert doch kein Lern- und Erkenntnisprozess.

Wenn der Lehrplan bsw. die Behandlung des Themengebietes DDR vorsieht, bedeutet es doch nicht, dass die Jugendlichen zu glühenden Kommunisten umgeschult werden, auch wenn man sich mit einschlägigen Quellen auseinandersetzen muss. Ebenso ist für mich die Angst vor der angeblichen „Frühsexualisierung“ von Kindern nicht nachvollziehbar, wenn sie vor der 4. Klasse davon erfahren, was Mutti und Papa gemacht haben.

Analog dazu ist der Text weder rassistisch noch sozial abwertend.
Um es auf den Punkt zu bringen: der Text is für mich völlig ok, unter der Voraussetzung, dass man ihn pädagogisch sauber begleitet.

Im Gegenteil! Die Entschuldigung der Lehrerin und das peinliche Bemühen den „Vorfall“ wegzudiskutieren is doch die eigentliche Schande. Man kann doch nicht offensichtliche Realitäten wegdiskutieren oder totschweigen. Diese Form der Sprache/Ethnolekt/Soziolekt gibt es doch. Sie ist Realität - zumindest eine Realität neben anderen. Weshalb sollte man sich nicht damit beschäftigen?

Das man nun das Thema verschämt aus Lehrplan und Unterrichtsmaterialien tilgen möchte, erscheint mir grobschlächtig und zugleich hilflos wie Maschinenstürmerei. Für einen kurzen Moment kann man heile Welt spielen und so tun, als gäbe es nicht diese Menschen, die so reden - und doch wissen wir alle, es gibt hunderttausende wenn nicht schon Millionen, die so oder so ähnlich reden. Diese Sprechweise zu ignorieren nimmt ihnen ihre Stimme und marginalisiert sie erst Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass genau das im Sinne der Empörten ist.

Vielleicht wäre es besser, dieser Sprache anderen Formen gegenüberzustellen, und den Schülern die Freiheit zu geben sich selbst dazu zu positionieren.

Ich hab von meinem Großeltern kistenweise Reclamhefte geerbt. Zwei davon sind mir ans Herz gewachsen. Zum einen natürlich „LTI“ von Victor Klemperer den ich nicht nur als Dresdner verehre. Er beschreibt die Sprache des Dritten Reiches und wie er sie, im wahrsten Sinne des Wortes, erlebt hat.
Zum anderen ein Zufallsfund: „Stilübungen“ von Raymond Queneau. Dieses Büchlein ist etwas ganz kurioses. In dem Heft gibt es über 120 Episoden ... und zwar immer genau die gleiche:
„ein Mann im Bus der Linie S und seiner späteren Begegnung mit einem Bekannten vor dem Bahnhof.“
Jedes Mal wird ein und der selbe Vorgang in einem anderen Stil geschrieben.
Mal wird das ganze als Romanze geschrieben. Auf der nächsten Seite folgt das gleiche Erlebnis im Telegrammstil, dann als Gedicht, dann als Werbetext und so weiter.

Warum lässt man den Schülern nicht die Wahl der Stile. Soll sich doch jeder einen Stil frei wählen, und dann ran an die Arbeit. (Nebenbei: wer den Post komplett liest, hat echt nich viel zu tun) Hänsel und Gretel als Bericht des Verlustes an Deine Hausratversicherung oder wie im Beispiel auf „Kanak“ /Jugendsprech oder als Sportbericht. Warum nicht auch als krassen Gegenentwurf dazu in der Sprache der Nazis.

Ich vermute, das hätte - wenn man es richtig, und mit pädagogischer Hingabe durchzieht - eine ungeheure Wirkung auf Schüler. Nicht jedem ist bewusst, wie sehr die Form und der Stil des Geschriebenen dramatische Auswirkungen auf den Inhalt hat.

In diesem Zusammenhang sei noch darauf verwiesen, dass es ernsthafte Bestrebungen gibt, die Texte der Grimms von Andersen, Lindgren oder J.K. Rowling zu diskreditieren. In Baden Würtemberg werden 👉Lehrerinnen👈 neuerdings darauf gedrillt, dass bei Hänsel und Gretel die Genderperspektive zu betrachten ist. (🔎 „Gretel wird als schwach und lebensuntüchtig dargestellt und ordnet sich den Männern unter“ siehe https://lehrerfortbildung-bw.de/u_sprachlit/deutsch/gym/bp2016/fb7/06_maerchen/05_interpretation/

Kann es sein, dass es aktuell nicht opportun erscheint, den Jugendlichen das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, um die Indoktrinierung durch Sprachakrobatik der emotional aufgepeitschten Gender-Identitären zu dekodieren? Das wäre fatal, denn die rechten Identitären nutzen mit erschreckenden Erfolg die gleichen Methoden. (und letzteren traue ich aus gutem Grund und aus Erfahrung nicht über den Weg)

Wenn ich mal Zeit finde und vor lauter Blödheit nichmehr weiss was ich anstellen soll, dann bekommst Du drei Varianten von Hänsel und Gretel. Du darfst die Stile/Sprachen/Ethnolekte ... frei wählen.

bis dahin,
Gute Nacht.

Cabeza_Doble, 11. April 2022, um 08:37
zuletzt bearbeitet am 11. April 2022, um 10:04

Es macht aber einen Unterschied, ob die Sprache einer Minderheit neutral untersucht wird, ob damit kreativ umgegangen wird oder ob man sie als Beispiel für schlechtes Deutsch lächerlich macht. Dabei ist es egal, ob es um einen örtlichen Dialekt, um den restringierten Code mancher sozial Schwacher, um das Neusprech der Computer-Nerds, das Soziologendeutsch, das Denglisch der Internetgemeinde oder halt um die Sprache mancher Migrantenkinder geht.
So lange, wie die betroffenen Leute das selber auch lustig finden, ist ja alles OK. Ich kenne viele Menschen, die ihren Heimatdialekt lieben (ich gehöre selber auch dazu) und die sich ein Vergnügen daraus machen, sich in dieser Sprache komische Geschichten zu erzählen. Prima!
Aber in dem Moment wo diese Sprache als Beispiel für schlechtes Deutsch dargestellt wird, werden diejenigen, die diese Sprache verwenden MÜSSEN, weil sie es nicht anders können, der Lächerlichkeit preisgegeben.
Wie würdet Ihr es denn finden, wenn Euer Kind in einer ausländischen Schule dafür gehänselt (oder meinetwegen auch gegretelt) wird, dass es noch einen deutschen Zungenschlag hat?

Es ist zudem auch noch ein gewaltiger Unterschied, ob dieser kreative Umgang mit den Dialekten oder Sprachcodes aus der Gruppe kommt, die normalerweise so spricht, also von den Migranten selbst, wie das z.B. bei türkischen Comedians der Fall ist, oder ob das von außen kommt, also z.B. von Deutschlehrern, die selber normalerweise gar nicht so reden.

JohnJohn, 11. April 2022, um 10:42
zuletzt bearbeitet am 11. April 2022, um 11:32

Beim Stichwort "Deutschlehrer" habe ich mich entschieden, halt doch in die Diskussion einzusteigen. Kernfrage: Welche Aufgabe seht ihr, die ein Deutschlehrer erfüllen soll? "Korrektur: Ich" vereinfache mal und lassen Unterschiede wie Schularten oder spezifische Lehrer für sprachliche Integration außer Acht.

Nur nebenbei: Die Verwendung des Wortes "ich" statt einem mehr oder weniger nichts Gravierendes bedeutendem "Wir" wurde früher häufig kritisiert.
Wenn man natürlich nur den pluralis majestatis dahinter sieht (ok, total out off topic)! "man" ist ja- nebenbei - auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss!!

Sieht man es erste, wichtigste, jedoch natürlich nicht einzige, Aufgabe an, dem noch-nicht-Beherrscher (brauchen wir vielleicht schon auch hier schon wieder ein Gender*?)zu ermöglichen, sich in unserem Land zu verständigen?

Oder will man Rücksicht, bzw. besonderes Augenmerk auf seine Sprechweise und damit auf ethnologische Merkmale darin legen?

Beides wäre halt eine eierlegende Wollmilchsau, die es bekanntlich nicht gibt.

Folgende Frage drängt sich für mich (für andere auch?) auf: Worin besteht für eine(n) türkisch sprechende(n) Mitbürger (Mitbürgerin) ein Gewinn, wenn er (sie) ein verballhorntes deutsches Kulturgut (und Märchen sind das) zu hören oder zu lesen bekommt?

Hoffentlich habe ich jetzt das Anti-Diskriminierungs-* richtig hingebracht, bzw. durch die Klammerverwendung das Problem gelöst!

Ex-Stubenhocker #297487, 11. April 2022, um 11:14

...ab 5 grad aufwärts brauchen nur körperliche weicheier heizwärme; und bei der geistigen verfassung vieler skatmitspieler siehts nicht besser aus...

Ex-Stubenhocker #297487, 11. April 2022, um 11:16

...ab 5 grad aufwärts brauchen nur körperliche weicheier heizwärme; und bei der geistigen verfassung vieler skatmitspieler siehts nicht besser aus...

Kartenvernichter, 11. April 2022, um 11:19

Selbstständiges Denken ist heutzutage nicht mehr erwünscht, völlig egal um welchen Themenbereich es sich handelt. Alles was außerhalb des Mainstream ist, ist nicht erwünscht.
Eine gewisse Form der Meinungsdiktatur haben wir ja schon erreicht.

JohnJohn, 11. April 2022, um 11:27
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Cabeza_Doble, 11. April 2022, um 13:47

Erwachsenen kann man so einiges zumuten. Aber hier geht es um Kinder und Jugendliche.
Findet Ihr es wirklich OK, wenn einige von ihnen wegen ihres Sprachgebrauches lächerlich gemacht werden? Schon mal drüber nachgedacht, wie sich das für betroffene Kinder oder Heranwachsende anfühlen muss?
Und für die anderen, die nicht zu der veralberten Gruppe gehören, ist es nicht besser. Die lernen nämlich, dass es OK ist, Mitmenschen wegen ihrer Unzulänglichkeiten bloßzustellen.
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Ihr wirklich so denkt.
Eine gewisse Rücksichtnahme auf andere Menschen hat auch nichts mit Meinungsdiktatur zu tun, sondern sollte für jeden selbstverständlich zum normalen Benehmen gehören. Und dabei ist es egal, ob man sich politisch rechts oder links einordnet, ob man christlich, jüdisch muslimisch oder ungläubig ist, bayrischen Dialekt spricht oder gebrochenes Einwandererdeutsch.

Kartenvernichter, 11. April 2022, um 14:17

Da geht es doch schon wieder los.

Muss man einen solchen Text, ein Märchen auf "kanakisch" automatisch als "lächerlich machen" bezeichnen? Kann man sich mit einem solchen Text nicht auch anders auseinander setzen?
Aber in erster Linie ist die Empörung groß, das es einen solchen Text überhaupt gibt. Es sind bestimmt nicht wenige, die einen solchen Text am liebsten verbieten würden.

Cabeza_Doble, 11. April 2022, um 14:17

JohnJohn
"Welche Aufgabe seht ihr, die ein Deutschlehrer erfüllen soll?"
Ich sehe 2 Kernaufgaben für den Deutschunterricht: Nämlich erstens die Schüler und Schülerinnen den korrekten Umgang mit unserer Sprache zu lehren und zweitens ihnen die Freude an der Sprache nahezubringen: Lesen, interpretieren, sprechen, selber Texte schreiben und vielleicht sogar hin und wieder dichten.

JohnJohn, 11. April 2022, um 15:44
zuletzt bearbeitet am 11. April 2022, um 15:57

Ich stimme dir, Cabeza, uneingeschränkt zu.

Was nun den "kanakischen" Text anbetrifft: Wenn türkische Comedians meinen, so etwas produzieren zu müssen, dann ist das ihre Sache.

KV: Bezieht sich deine Aussage über die "Empörung, dass es einen solchen Text überhaupt gibt" nun lediglich auf die verballhornte Form oder gar auf das Märchen an sich?

@Tinkerhell: "Die Kölner (verdammnt lang her) haben eine eigene Mundart auf die sie stolz sind, die Berliner, die Hamburger und die Bayern und viele mehr. Regen wir uns darüber auf? Sollen alle Schularbeiten im Dialekt abgelehnt werden oder nur die Türkisch-Deutschen?"

Den Unterschied zwischen Mundart und SCHRIFTsprache siehst du aber schon, oder?

Ich sehe übrigens noch einen Unterschied: "Kanakendeutsch" ist weder eine Schriftsprache, noch ein Dialekt, sondern man könnte es eher als Ausdruck sprachlicher Kreativität bezeichnen. Von der falschen Seite her, ist es wohl eine Diskriminierung.

Noch eine kleine Aufgabe zur Schriftsprache: Ein Geiger sagt: Jetzt ist das A a o. Übersetze in Hochdeutsch (ist nicht für Bavarianspeaker gedacht!)

Kartenvernichter, 11. April 2022, um 15:52

John, auf die "verballhornte" Version, obwohl es sicherlich auch einige gibt, die am liebsten dieses und viele andere Märchen ganz aus der Welt schaffen würden.

Cabeza_Doble, 11. April 2022, um 16:03

Ach was!Da empfehle ich das Buch von Bruno Bettelheim "Kinder brauchen Märchen".Viele Märchen sind einfach schön. Einige allerdings auch so gruselig, dass mein ältester Sohn sie als Kind nicht hören mochte. Heute ist er Deutschlehrer und liest seinen seinen eigenen Kindern selbstverständlich diese Märchen vor (aber nur so lange, bis sie sich die Ohren zuhalten oder unter die Decke kriechen).
Gerade heute werden doch unzählige neue Märchen zum Teil mit großem Erfolg erzählt und geschrieben: Harry Potter, der Herr der Ringe, Tintenherz... usw.

Chopin69, 11. April 2022, um 16:06
zuletzt bearbeitet am 11. April 2022, um 17:08

...die deutsche Sprache und die Befassung mit derselben sowie entsprechende Spielereien hiermit sind doch einfach wunderbar!

Nun bin ich zwar kein Germanist, aber uch in meiner beruflichen Tätigkeit als Jurist ist deutsche Sprache, mit der ich täglich umgehe, mein Handwerkszeug.

In diesem Zusammenhang gebe ich Euch mal ein Beispiel für ein Märchen in "Juristendeutsch" (leider nicht von mir - so kreativ bin ich dann leider doch nicht) - also:

Rotkäppchen im Juristendeutsch...

"Als in unserer Stadt wohnhaft ist eine Minderjährige aktenkundig, welche infolge ihrer hierorts üblichen Kopfbedeckung gewohnheitsrechtlich "Rotkäppchen" genannt zu werden pflegt. Vor ihrer Inmarschsetzung wurde die R. seitens ihrer Mutter über das Verbot betreffs Verlassens der Waldwege auf Kreisebene belehrt. Sie machte sich infolge Nichtbeachtung dieser Vorschrift strafbar und begegnete beim Überschreiten des diesbezüglichen Blumenpflückverbotes einem polizeilich nicht gemeldeten Wolf ohne festen Wohnsitz. Dieser verlangte in unberechtigter Amtsanmaßung Einsicht in den zum Transport von Konsumgütern dienenden
Korb und traf zwecks Tötungsabsicht die Feststellung, dass die R. zu ihrer verwandten und verschwägerten Großmutter eilends war. Da bei dem Wolf Verknappungen auf dem Ernährungssektor vorherrschend waren,
beschloss er, bei der Großmutter der R. unter Vorlage falscher Papiere vorstellig zu werden. Da dieselbe wegen Augenleidens krankgeschrieben war, gelang dem Wolf die diesfällige Täuschungsabsicht, worauf er unter Verschlingung der Bettlägerigen einen strafbaren Mundraub ausführte. Bei der später eintreffenden R. täuschte er seine Identität mit der Großmutter vor, stellte der R. nach und durch Zweitverschlingung derselben seinen Tötungsvorsatz unter Beweis.

Der sich auf einem Dienstgang befindliche Förster B. vernahm verdächtige Schnarchgeräusche und stellte deren Urheberschaft seitens des Wolfsmaules fest. Er reichte
bei seiner vorgesetzten Behörde ein Tötungsgesuch ein, welches zuschlägig beschieden wurde. Daraufhin gab er einen Schuss auf den Wolf ab. (Die Bekanntgabe dieses Verwaltungsaktes erfolgte mit dem Geschossknall!)
Der W. wurde nach Empfangnahme der Kugel ablebig (exitus). Die Beinhaltung des Getöteten weckte in dem Schussgeber die Vermutung, dass der Leichnam Personen beinhaltete. Zwecks diesbezüglicher Feststellung
öffnete er unter Zuhilfenahme eines Messers den Kadaver zur Einsichtnahme und stieß hier auf die noch lebende R. nebst Großmutter.

Durch die unverhoffte Wiederbelebung bemächtigte sich der beiden Personen ein gesteigertes, amtlich nicht zulässiges Lebensgefühl.

Der Vorfall wurde von den Gebrüdern Grimm zu Protokoll gegeben."

Ist das nicht herrlich? Eine wunderbare Spielerei mit Sprache...

Nun stellt ja der Jurist an sich, ebenso wie Zahnärzte und Steuerberater, erfreulicherweise einen Vertreter der Minderheit unserer Gesellschaft dar. Muss sich nun jeder Jurist, der sich einer derartigen Sprache ansatzweise bedient, nunmehr diskriminiert, herabgewürdigt und in seiner Ehre angegriffen fühlen?
Gibt es für diese Minderheit der Bevölkerung gezielt geschulte Psychologen/innen/es? Und falls ja: An welche Diskriminierungsstelle für arme geschundene Juristenbefindlichkeiten kann ich mich da nun konkret wenden? ;-))

Bei erstmaliger Lektüre dieses Märchens habe ich mich jedenfalls köstlich amüsiert und herzhaft gelacht... : - ))

...in diesem Sinne:
Immer schön locker und entspannt bleiben und nicht jedes Wort stets "auf die Goldwaage legen"...ggg

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